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VM-Visite Pedalpower: Bikes für die Verkehrswende - made in Berlin!

Johannes Reichel

Ungläubiges Staunen von Seiten des Redakteurs auf die wiederholte Frage mit gleichlautender Antwort: Und wo werden die Rahmen gefertigt? Na hier! Und nicht etwa in Taiwan. Kein Witz, verweist Geschäftsführer Michael Schönstedt nicht ohne Stolz in der Stimme. Ein typischer Hinterhof in Berlin-Friedrichshain erweist sich als lokale Lastenradschmiede, im Wortsinne. Die Rahmen für die ein- und zweispurigen Lastenräder von Pedalpower (der Name ist zugleich Programm) werden seit 18 Jahren tatsächlich lokal geschweißt aus den angelieferten Rohrsätzen, 7005er-Alu oder Cromoly-Stahl. Und dienen als robuste Basis für die in zwei Längen und mit Messenger-Alu-Boxen (157/225 l) erhältlichen Long John-Modelle Harry (Alu und Stahl, optional Front/Heck/Mittelmotor) und eHarry (Alu) mit Brose E-Antrieb sowie das Backfiets-Trike, das die Friedrichshainer als "Berliner Lastenrad" an UPS vertreiben. Übrigens seit kurzem ergänzt um einen Trailer, der mit dem haargenau gleichen Alu-Boxaufbau versehenen ist. Er fasst nochmal 500 Liter und verdoppelt das Volumen der Touren damit. Den Anhänger hat man in enger Abstimmung mit dem US-Logistiker entwickelt, der Bedarf angemeldet hatte für seine City-Logistik per Lastenrad, die in immer mehr deutschen Städten läuft.

Apropos: Auch die "Forschung & Entwicklung" sitzt natürlich in dem unscheinbaren Hinterhofgebäude, hinter einem wunderschönen, geschmiedeten Tor: Ein Doppelschreibtisch, ein paar Bildschirme, ein Flip-Chart fürs Brainstorming und ein Besprechungstisch, der aus einer ausrangierten Photovoltaikplatte besteht, so nehmen hier Produkte für die Verkehrswende Formen an, von denen man vermuten würde, dass sie als "made in Germany" sündteuer wären. Sind sie aber eben nicht. Und das ist ein bisschen das Geheimnis der Berliner Lastenradschmiede: Die Bikes sind recht erschwinglich und ermöglichen privat wie gewerblich einen Auto- oder Transporterersatz - und unterstützen damit ein bisschen die Verkehrswende, als kleines Mosaiksteinchen, wie Schönstedt anmerkt, der seit drei Jahrzehnten auch für mehr Radmobilität wirkt.

 
Spezialität sind auch verschiedene Aufbauten für die Bikes. | Foto: Big PR Fotografie
Spezialität sind auch verschiedene Aufbauten für die Bikes. | Foto: Big PR Fotografie
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Neben Lastenrädern hat man übrigens auch Tandems, Reisetrailer und spezielle Kindertransporträder oder gar den mobilen Bike-Verkaufsstand SC1 im Portfolio, Hauptsache "autofrei". Beim Long John ohne Motor geht es bei 3.300 Euro los, elektrisch unterstützt ab 5.600 Euro, 6.400 Euro das Topmodell mit Rohloff-14-Gang-Nabe, ein fairer Deal. Das schlichte Berliner Lastenrad startet gar ab 2.400 Euro, plus kleiner oder großer Box für 385 oder 450 Euro ein günstiger Einstieg ins Cargobike-Business. Wer es motorisiert will, landet bei etwa 5.000 Euro, das Grizzly rollt ab 4.800 Euro unmotorisiert in den Dienst, 2.600 Euro plus mit Brose-Antrieb, plus Box-Aufbau hat man also für knapp 10.000 Euro ein alltagstaugliches Lieferbike dastehen.

Einen Schlüsselfaktor speziell auch in der gewerblichen Anwendung sieht man in einem adäquaten Service, den man selbstverständlich auch vor Ort vornimmt und sicherstellt. Schließlich kennt man sich mit der eigenen Technik ja am besten aus. Im Gewerbe peilt man etwa auf die Paketdienste, hat aber auch eine Kooperation mit einer Baumarktkette, die das palettentaugliche Hecklader-Schwerlasttrike mit dem programmatischen Namen Grizzly seinen Kunden für Transporte zur Verfügung stellt und die dem Vernehmen nach sehr zuverlässige Dienste leisten. 125 Kilogramm Fracht lassen sich bei 100 Kilo Fahrzeuggewicht und 75 Kilo Fahrer auf der Plattform und dem robusten Stahlrohrrahmen befördern, für Tretunterstützung sorgt ein Brose Mittelmotor. Dass die Friedrichshainer hier noch immer auf Speichenräder setzen, sehen die Verantwortlichen nicht als Problem: Schließlich verwendet man Heavy-Duty-Speichen, stabile Felgen und robuste Achsen sowie Komponenten - und lässt vom ganz schweren Segment, das mittlerweile bis über 600 Kilo Gesamtgewicht reicht, einstweilen noch die Finger. Die Aufbauten lassen sich je nach Kundenwunsch und Anwendung maßschneidern, schließlich hat man die eigene Tischlerei und Schlosserei im Haus. Etwas anderes hätte uns auch gewundert. 

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