Test Subaru Forester: Gegen den Strom geboxt
Der Forester erhielt ein dezentes Facelift – technisch blieb (fast) alle beim Alten
Seit der Impreza keine Rallyes mehr fährt und bis der Solterra so richtig populär wird, obliegt es dem Forester so eine Art Markenkern von Subaru zu bilden. Nach nur zwei Jahren kam jetzt schon ein kleines Facelift, motorisch blieb aber alles beim Alten, heißt: nach wie vor boxt unter der Haube ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Boxer mit 110 kW / 150 PS gegen den „Strom“, als Mildhybrid stellt ihm Subaru noch ein 12,3 kW / 16,7 PS-E-Maschinchen zur Seite, das seinen Strom aus einem 0,6-kWh-Akku zieht, sodass bis zu 40 km/h rein elektrisch möglich wären.
Im Alltag holt der Förster aber meist schon ab 25 oder 30 km/h den Boxer dazu, rollt gefühlt aber jetzt etwas weiter elektrisch als unser letzter Testwagen: Ab und an schafften wir gar einmal 200 oder 300 Meter. Dazu braucht es einen dezenten Gasfuß und eine vorausschauende Fahrweise, die dem Förster eh mehr liegt als Drehzahlorgien: Denn dann lässt die CVT-Automatik die Drehzahlen sinnlos nach oben schnalzen ohne dass der Forester entsprechend Vortrieb liefern würde.
Der Verbrauch hängt sehr stark von der Fahrweise ab
Also gleiten wir lieber und hatten auch hier subjektiv das Gefühl, dass der Forester schneller und öfter mal en Benziner wegknipst als beim Vorfacelift-Testwagen – das klappt im Schub bis 80 km/h und beim Bremsen rekuperiert er sogar noch etwas Energie. Und da wir den Förster diesmal scheinbar irgendwie besser verstanden, blieb er auch sparsamer: Bei dezenter Fahrweise über lange Strecken schafften wir diesmal locker auch mal eine Sechs vor dem Komma, doch beim Test mit zügigem Autobahnanteil bleib der neue Forester mit 8,05 l/100 km deutlich über dem damaligen Wert – dafür fuhren wir ihn einst sonst kaum unter acht Litern. In der Kostenrechnung hat sich trotz der explodierten Spritpreie kaum etwas geändert, zumal Leasing und Versicherung eine Idee günstiger wurden. Er bleibt mit 0,49 Euro/km einen Cent über dem Vorfaceliftmodell.
Grundsätzlich ist der Verbrauch keine Offenbarung, zumal die Leistungsentfaltung mit dem stufenlosen Getriebe eher zäh erfolgt – hier ist man von Stromern mittlerweile anderes gewohnt. Zumal der Forester seine boxertypisch eher schmächtigen 194 Nm Drehmoment erst bei üppigen 4000 Umdrehungen zur Verfügung stellt.
Das Package punktet nach wie vor mit Platz
Geblieben ist das praktische Package: Denn innen bietet er nach wie vor extrem viel Platz für die Außenmaße. So könnte er auch mal vier Personen samt großzügigem Gepäck auf eine Alm hochbringen. Offroad ist er nämlich leidlich kompetent, auch wenn er grobe Querfugen etwas hart überrumpelt und auf schnellen Strecken trotzdem eher zu den soft gefederten und eher rückmeldungsdezenten Modellen gehört.
Die Offroadkompetenz blieb erhalten – für einen CUV ist sie hoch
Offroad unterstützen einen dann auch die Fahrprogramme Fahrprogramme „Snow dirt“ und „Snow Mud“, welche die Kraft am Rad erhöhen und das klassische Offroad-Package mit Sperren und Untersetzung zumindest ansatzweise versuchen, elektronisch zu substituieren, denn es gibt zwei Programme für den X-Mode Allrad und zwei fürs Getriebe. Allerdings wird hier nichts gesperrt, sondern in erster Linie mehr Schlupf an den Rädern zugelassen. Dabei helfen auch 220 mm Bodenfreiheit, ordentliche Böschungs- und Rampenwinkel sowie 1,9 Tonnen Anhängelast.
Die Kunststoffsegmente vorn sind neu, sodass jetzt lackierte Segmente auffällig in die Scheinwerfer und (wie zuvor) Rückleuchten ragen. Sieht auf jeden Fall ungewöhnlich aus, bringt aber inhaltlich nichts, nur der „Blick“ des Försters wurde strenger.
EyeSight wurde merklich überarbeitet
Das gilt auch für die Insassen: Denn das EyeSight genannte Assistenzsystem wurde überarbeitet: Die Stereokameras hinter der Windschutzscheibe sollen jetzt auch Fahrbandränder ohne Begrenzungslinien erkennen und orientieren sich dazu – was für Allradpionier Subaru eigentlich logisch ist - an der Grasnarbe. Tagsüber erkennt EyeSight dann auch meist den Straßenrand. Der Forester lenkt dann von sich aus (nicht mehr ganz so übergriffig) dezent in Richtung Fahrstreifenmitte. Auch die Warntöne wurden unserer Meinung nach etwas seltener. Bei Dunkelheit wird das System allerdings unsicherer. Praktisch: Eine kleine Kamera im Cockpit merkt sich das Fahrergesicht und kann die vorab gespeicherten Sitzeinstellungen wieder abrufen, sobald sie den jeweiligen Fahrer erkannt hat. Aber natürlich soll sie in erster Linie die Fahrt überwachen, weshalb sie gern Hinweise gibt wie „Hände ans Lenkrad“ oder „Bitte nach vorn schauen“ – doch wie gesagt, das erschien uns jetzt dezenter als beim Vorfaceliftmodell.
Immerhin leuchten die neuen LED-Scheinwerfer die Fahrbahn eine Idee besser aus und der Fernlichtassistent (serienmäßig ab der zweiten Ausstattungslinie Active) reguliert die Weite und Größe des Lichtkegels, während das Abbiegelicht den statischen Nebelscheinwerfern vorbehalten bleibt. Gestrige Kleinigkeiten wie diese – und da gehört mittlerweile eben auch er Antrieb dazu – sind es, die dem Forester das Durchboxen auf dem Markt erschweren.
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Weshalb der Zwilling des Toyota bZ4X, der Subaru Solterra ein Befreiungsschlag für die Marke sein dürfte. Wobei wir einen kernigen Stromer mit den Offroad- und Karosseriequalitäten des Forester durchaus begrüßen würden.
Die Testverbräuche betrugen:
gesamt: 8,05 l/100 km (188 g CO2/km)
Stadt: 8,33 l/100 km (194 g CO2/km)
Land: 6,76 l/100 km (158 g CO2/km)
Autobahn: 8,62 l/100 km ( 201 g CO2/km)
Die technischen Daten finden sich in der VISION Mobility, Ausgabe 03/2021.
Was bedeutet das?
Der Mildhybrid hilft dem Boxer nur bedingt weiter – einem grundsätzlich überzeugenden Package steht ein charakterstarkes aber inhaltlich eher schwaches Antriebskonzept gegenüber – es wird Zeit für den Boxer, seine letzten Kämpfe zu planen, bevor er aus dem Ring steigt.
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