Werbung
Werbung

Spielwarenmesse 2019: Alles auf App

Gregor Soller

Auch die Spielwarenmesse trägt der Digitalisierung Rechnung - mit Apps für (fast) alle Spiel- und Modellwelten und Crossmedialen Ansätzen.

Spielwaren und Modelle werden smart. Entsprechend strukturierte die Spielwarenmesse ihre Hallen um: In der 4A ist jetzt elektronisches Spielzeug beheimatet. Dort finden sich auch die „Tech Toys“. Ein Besuch in der Halle sorgt jedoch schnell für Ernüchterung: Die Sonderfläche „Tech2Play“ gab es exakt so auch schon letztes Jahr und den Rest der „Tech Toys“ machen jetzt vor allem RC-Modelle und Carrera aus. Trotzdem trägt man der neuen Technik Rechnung: Im Technikbereich lassen sich mittlerweile sämtliche Modelle und Spielwaren per App oder Rechner programmieren.

Das gilt auch für Lego in Halle 12 am anderen Messeende. Auch wenn die Dänen nur das Neuheitenpaket fürs erste Halbjahr offiziell zeigten, wird es im zweiten Halbjahr noch spannender. Die Insider munkeln dann von einer neuen Stufe bei Lego Technik, dann Lego Technik Control + genannt. Einer der ersten Vertreter dieser smarten neuen Welt soll das Modell des Liebherr R 9800, sein. Er gehört zu den größten Baggern der Welt. In Lego soll er aus über 4.000 Teilen bestehen. Die Funktionen werden über sieben Motoren aktiviert. So weit, so bekannt.  Die Neuheit sind jedoch die beiden „Smart Hubs“, dank derer der Klötzchengigant mehrere Bewegungen gleichzeitig ausführen kann. Mit Lego Technic Control + möchte man laut Niels Henrik Horsted, LEGO Technic Marketing Director noch vielseitigere und realitätsgetreuere Spielerlebnisse schaffen.

Darum geht es auch beim Faller Car System, das digital gesteuert nochmal eine ganze Schippe drauflegt: Die Autos beschleunigen und verzögern nicht mehr abrupt sondern realitätsnah. Außerdem blinken sie beim Abbiegen und wird die Geschwindigkeit reduziert, leuchten die Bremsleuchten auf – und das alles im Maßstab 1:87. Außerdem lassen sich komplexe Verkehrssituationen programmieren, in denen mehrere Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs sind. Und wie in der smarten Realität digital Abstand zueinander halten, Stichwort „V2V“-Vehicle to Vehicle-Kommunikation. Das Ganze lasse sich laut Faller-Anlagenbauer Andreas Reinbold Windows-basiert „sehr einfach“ programmieren. Außerdem ist in 1:87 die Elektromobilität auf dem Vormarsch: Rietze bringt weitere Streetscooter-Varianten, hat den Solaris eUrbino im Programm und plant für 2019 noch den eCitaro-Stadtbus. Dazu kommen wie bei Lemke noch kleinere Streetscooter in 1:160. Minichamps aus Aachen bringt im HO-Maßstab den e.GO life und Norev den Audi e-tron in 1:18.

Ebenfalls bei den Modellbahnen stand BT+BST, the „Beauty and the Beast“ von Amuchi Industries. „Beauty“ ist die Manga-Schönheit die man las „Fahrerin“ in das Beast setzen kann, ein martialisches Blechfahrzeug das sich per Smartphone oder Playstation-Controller steuern lässt. Vier Motoren und zwei Servos bringen das von dem japanischen Designer Kota Nezu kreierte „Beast“ fast überall hin, wobei er zum Steuern den Controller bevorzugt, das mache einfach noch mehr Spaß.

Doch auch Schulanfänger können schon per Smartphone steuern: Dickie Toys bietet jetzt mit dem RC Smart Crane einen neu entwickelten Spielzeugkran für Kinder ab sechs Jahren an, der über eine App
bewegt wird. So werden Kinder zum Kranführer oder Chef ihrer eigenen Baufirma. Ganze Städte sollen sich über eine Spiele-App, die für IOS und Android-Systeme erhältlich ist, errichten lassen, sofern die Kids die Geduld dafür aufbringen. Im Dickie Spielset des 90 Zentimeter großen Krans ist ein Spielteppich mit vier Lade- und Entladezonen enthalten, worauf man Materialcontainer be- und entladen kann. Womit Dickie die virtuelle Welt wieder in die Realität zurückspiegelt. Nachdem die App heruntergeladen wurde, können die Kids ihr eigenes Profil erstellen, um den Kranführerschein zu erwerben. Dabei lernen sie den Kran kennen, um anschließend ein erstes Bauwerk in einer vorgegebenen Zeit zu errichten. Die App gibt die Ladezone und die Materialien vor und der Spielteppich sofort erkennt, ob an richtiger Stelle die richtigen Produkte geladen wurden. Die Kids werden sowohl per Bildschirmtext, durch einen Sprecher, als auch mit Soundeffekten durch das Spiel geleitet. Freies Spielen ist das jetzt eher weniger, stattdessen bringt Dickie hier den Druck, den echte Kranführer haben, hier schon ins Spielzimmer. Immerhin:  Sobald genug geübt wurde, lassen sich Sprecher und Musik deaktivieren. Wem das zu fad ist, der kann im Profi-Modus mit Zufallsaufgaben für Extra-Stress sorgen: Dann können zum Beispiel eine Sturmwarnung oder ein Wasserrohrbruch plötzlich den Baustellenbetrieb unterbrechen. Hat man den Kranführerschein erworben, kann man jederzeit auf fünf eher simple Minigames wie Memory, Schieberätsel oder Rohrbruch zugreifen.

 
Ebenfalls immer wichtig: Die Kameraugen der "Robos" wie heir bei Kinematics. | Foto: Spielwarenmesse Nürnberg
Ebenfalls immer wichtig: Die Kameraugen der "Robos" wie heir bei Kinematics. | Foto: Spielwarenmesse Nürnberg
« Bild zurück
Bild
2 / 17
Bild vor »

Etwas komplexer sind da die Roboter von Leju Robot. Sie wollen aufwändig programmiert werden, was beim kleinen „Pando“ für kleinere Kinder per App und Smartphone noch einigermaßen einfach und spielerisch zu bewältigen ist. Der „Aelous 1 Edu“ ist da von anderem Kaliber. 10 Sensoren erkennen unter anderem auch Feuer oder Gas und das Sechsachs-Gyroskop sorgt für einigermaßen humanoide Bewegungen. Das Alles wird am PC in einer einfachen oder fortgeschrittenen Software programmiert.  Um sich in Sachen Programmierfähigkeit zu messen, hat Leju auch eine internationale Competition-Plattform etabliert.

Auch Mabot ist ein Roboter: Er wird muss erst montiert werden, wobei hier auch eigenen Ideen einfließen können – dann kann per Smartphone- oder Tablet-App losprogrammiert respektive –gesteuert werden. Mithilfe einer zweiten App können später erste Programmierkenntnisse erworben werden, wodurch „Mabot“ mit seinen „Nutzern“ mitwächst.

Aber auch Musikinstrumente bieten neue Möglichkeiten: Das Magic Touch PianoTM Musical Toy, eine Kooperation von Hape International und Kids II, ist auf den ersten Blick ein hochwertiges Holzpiano. Der Clou ist die sogenannte Magic-Touch-Technologie, so dass es ohne Tasten auskommt. Die Fingerwärme zarter Berührungen genügt, um ihm Musik zu entlocken. Auch komplette Melodien können selbstständig abgespielt werden, womit das Piano die frühmusikalische Erziehung der Kleinsten fördern soll. Sofern diese genug Geduld haben und nicht immer auf die fertigen Melodien zurückgreifen.

In dieser Altersklasse startet außerdem wieder Mal ein neues Big-Bobby-Car, jetzt Neo genannt. Das optisch wie die ganze Pkw-Branche einen Schritt Richtung SUV macht. Das Chassis wurde komplett überarbeitet und nach Vorbild echter Automobile geformt. Die ergonomisch geformte Sitzfläche hat hier eine Anti-Rutsch-Oberfläche. Wichtig: Das „Neo“ rollt serienmäßig auf den Big-Flüsterreifen und wird es aus umweltfreundlichem und strapazierfähigem Kunststoff im Big-Werk in Deutschland hergestellt.

Was bedeutet das?

Alles auf App: Dass sich auch Spielwaren animieren und digitalisieren lassen, ist klar. Man darf aber gespannt sein, inwiefern diese Angebote angenommen werden – denn wenn ich schon als Zwerg Zeitdruck am Kran habe, könnte mir der Spaß am Bauen und Programmieren schnell vergehen.

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung