Werbung
Werbung

Lamborghini Revuelto: Der stärkste Serien-Lamborghini aller Zeiten

Gregor Soller

Der Nachfolger des Aventador kommt mit Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang, Carbon-Chassis und diversen Fahrmodi: Die schalten je nach Bedarf 180 bis 1015 PS Leistung frei.

Bei Lamborghini verabschiedet man sich nur ganz langsam vom Verbrenner und verlängert die Lebenszeit des V12 mit dem Aventador-Nachfolger Revuelto nochmal in die Zukunft. Der neue Hybridantriebsstrang ist auch mit für den Namen verantwortlich, der wieder von einem Kampfstier stammt, aber eben auch "gemischt" bedeuten kann – da den neuen, leichteren V12 jetzt drei E-Maschinen boosten und ihm beim Innenstadtbummeln beim lautlosen Sprit sparen helfen.

Trotzdem entwickelte Lamborghini den V12 praktisch nochmal (fast) komplett neu, dockte daran ein neues Transversalgetriebe an und spendierte ihm eine elektrische Vorderachse und versuchte, beim Gewicht Maß zu halten, indem man ihm ein Vollcarbonchassis spendierte. Da man den Radstand nochmal um acht Zentimeter streckte, die Überhänge aber kürzte, wirkt der Neue knackiger und kompakter als der Vorgänger.

Im Elektro-Modus wird der Revuelto zum Fronttriebler!

Das Herz des neuen Stiers schlägt wieder längs eingebaut hinter den Passagieren: Der L545 getaufte Zwölfzylinder wiegt mit 218 Kilogramm immerhin 17 Kilogramm weniger als sein Vorgänger. Er wurde um 180 Grad gedreht, da er jetzt hinten quer angeflanscht ein ganz neues, nass laufendes Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe trägt, auf dem oben eine Elektromaschine thront, die auch als Anlasser und als Lichtmaschine respektive Generator dient. Das „Herz“ wiegt samt E-Motor einigermaßen bescheidene 193 Kilogramm. Die Vorderräder treiben je eine 18,5 Kilogramm leichte Axial-Flux-Maschine an – jede leistet 110 kW und kann natürlich Torque-Vectoring. Heißt: Im rein elektrischen Modus nutzt der Revuelto nur den Vorderradantrieb zur Optimierung des Energieverbrauchs. Der hintere E-Motor schaltet sich nur bei Bedarf zu und macht aus dem Elektro-Fronttriebler einen Elektroallradler. Zudem unterstützt er beim Bremsen. Auch rückwärts kann der neue Stier nur noch rein elektrisch – immerhin.

Im Mitteltunnel sitzt jetzt der Akku

In den Mitteltunnel packten die Italiener die 1,55 Meter lange, 30 Zentimeter hohe und 24 Zentimeter breite 3,8-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, die s 79 Kilogramm wiegen soll. Nachgeladen wird an der Steckdose mit bescheidenen 7 kW in langen 30 Minuten. Hier limitiert die kompakte Kapazität die Ladezeit leider. Der Lamborghini rekuperiert natürlich auch beim Bremsen und auf Wunsch lässt sich der Akku während der Fahrt durch den V12 laden – das würde dann nur sechs Minuten dauern, den Verbrauch aber stark treiben.

Auch am Chassis speckte Lamborghini ab: Es soll rund zehn Prozent weniger wiegen als beim Vorgänger und 25 Prozent verwindungssteifer sein, zudem sollen die Carbon-Crash-Strukturen deutlich mehr Energie aufnehmen können als die Alu-Konstruktionen des Vorgängers. Hier gibt es sogar eine kleine Revolution: Den das Chassis fußt auf einem ringförmigen Carbon-Element, das die darin eingesetzte Wanne mit den Crash-Strukturen, der Stirnwand und den A-Säulen verbindet. Daran angeschraubt ist dann der Hinterwagen samt Antrieb und  hinteren Radaufhängungen. Der besteht weiter aus Alu. Für die Federbeinanlenkungen konstruierte Lamborghini zwei große Aluminium-Hohlgussteile, welche wiederum die Steifigkeit erhöhen und die Schweißnähte reduzieren. Die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse beziffert Lamborghini auf 44:56 Prozent.

 
Front mit Y-förmigen LEDs. | Foto: Lamborghini
Front mit Y-förmigen LEDs. | Foto: Lamborghini
« Bild zurück
Bild
1 / 15
Bild vor »

Und natürlich legt Lamborghini auch bei der Digitalisierung sowie den Fahrprogrammen nach: Insgesamt kann man zwischen 13 (!) Fahrmodi wählen, die sich verschieden kombinieren lassen: Zu den Grundeinstellungen Recharge, Hybrid und Performance kann man Città (City, begrenzt auf maximal 180 PS), Strada (begrenzt auf 886 PS), Sport (Verbrenner begrenzt auf maximal 907 PS) und Corsa (keinerlei Leistungsbeschränkung) kombinieren, wobei Cittá mit Performance eher wenig Sinn machen dürfte. Angewählt werden diese über zwei Rotoren am neu gestalteten Lenkrad.

In 2,5 Sekunden auf 100 km/h

Wer es wild will, kann ESP abschalten oder sich per Launch-Control binnen 2,5 Sekunden auf 100 km/h schießen lassen. Die maximale Systemleistung beträgt 1.015 PS, das Systemdrehmoment wurde noch nicht kommuniziert. Immerhin: das Gewicht konnte auf 1.772 Kilogramm gehalten werden, das Topspeed soll bei über 350 km/h liegen. Preise nennt Lamborghini noch nicht, aber die Bodenrakete soll laut CEO Winkelmann „über dem Aventador-Topmodell SVJ liegen" – heißt jenseits von 350.000 Euro. So oder so: Die ersten beiden Produktionsjahre sind bereits ausverkauft. 

Was bedeutet das?

Immerhin: Lamborghini hat versucht, den Aventador-Nachfolger auch halbwegs vernünftig zu konstruieren, heißt: Leichter und sparsamer. Und natürlich wurde er auch stärker. Insgesamt im Vergleich zum Vorgänger durchaus mit revolutionären Ansätzen, aber dann doch nur evolutionär ausgeführt. Die Kunden scheinen es genauso zu wollen. Weshalb Lamborghini wahrscheinlich der letzte Hersteller von Serien-V12-Verbrennern werden dürfte. Denn die „großen“ Lambos bleiben in der Regel lange im Programm.

 

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung