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Jeep Avenger: Kleine Rache ist süß

Gregor Soller

Mit dem Dodge Avenger als Stufenheck-Limo (damals in Europa) samt optionalem VW-Diesel hat es von 2007 bis 2014 nicht so ganz geklappt: Jetzt belebt Stellantis den Namen bei Jeep neu: Für ein elektrisches, nur 4,08 Meter langes Einstiegsmodell. Ist Rache süß?

Ja, denn der kleinste Jeep seit dem Ur-Williys steht auf der überarbeiteten e-CMP2-Plattform. Mit jetzt dichter gepacktem Akku, der 54 kWh brutto bietet (51 kWh netto), was für bis zu 400 km Reicheweite nach WLTP genügen soll. Dazu kommt ein neuer, effizienterer Antriebsstrang und eine Wärmepumpe, der 115 kW (156 PS) leistet.

Dazu „gönnte“ sich Daniele Calonaci, Leiter Design der Marke Jeep in Europa Jeep, neue (kürzere) Crashboxen an Front und Heck und streckte den Radstand dezent. Dank des steileren Hecks kann man im Gegensatz zu den eher coupéhaften Geschwistern nun sogar einigermaßen zu viert verreisen, auch wenn alle Passagiere 1,9 Meter messen. Dazu bleiben im Heck noch ordentliche 355 l Ladevolumen, zu beladen über eine ein Meter breite Luke. Daniele Calonaci ist leidenschaftlicher Mountainbiker, weshalb der kleinste Jeep auch mal ein Fahrrad mitnehmen kann. Außerdem beplankte er den Avenger rundum mit schlagfestem schwarzen Kunststoff, alle Leuchten und Scheinwerfer verbaute man vor allem an der Front so hoch und tief wie möglich. In Summe soll man so über den Lebenszyklus des Avenger bis zu 1.000 Euro Reparaturkosten sparen können. Bei aller Emotionalität kann so ein kleiner Jeep echt verdammt vernünftig sein!

Das bleibt er auch nach dem Druck des Startknopfes: Für erste Ausfahrten rund um Malaga wählten wir bewusst die zweitniedrigste Ausstattungsstufe Longitude, die ordentlich verarbeitet, aber nicht allzu teuer eingerichtet ist: Hier spürt man den Preisdruck der Klasse, der viel harten Kunststoff und in unserem Fall auch eher günstige Sitzstoffe bedingt in Polen startet der Verbrenner aktuell (April 2023) für 99.900 Zloty, das sind gut 21.618 Euro. Dafür sitzt man auf weichen Polstern und auch das Fahrwerk werkt eher soft, was den Avenger eher zum komfortablen Begleiter macht. Dazu passt die leichte Lenkung, die aber genug Rückmeldung gibt, für unseren Geschmack aber gern eine Idee direkter übersetzt sein dürfte. In Sport sind alle 115 kW freigeschaltet samt der 260 Nm Drehmoment, was ein zügiges Vorankommen ermöglicht. Im Standard-Mode muss man kaum fühlbare Abstriche machen, während der Avenger die Leistung im Eco-Mode konzerntypisch zusammenstreicht – auf 60 kW, das sind noch 82 PS. Wenn damit 1,5 Tonnen bewegt werden müssen, wird das Ganze etwas betulich. In der Stadt macht das kein Problem, aber wer auf der Landstraße mal überholen will oder schnelle Spurwechsel auf der Autobahn plant, sollte es wissen.

Laden kann man mit 11 kW AC und bis zu 100 kW DC, womit sich der Hub von 20 auf 80 Prozent laut Jeep in rund einer halben Stunde klappen soll, oder italienisch ausgedrückt: Während einem Drei-Minuten-Espresso kann man bis zu 30 km Reichweite nachladen. Der Verbrauch passt, auch wenn er keine Maßstäbe setzt (bei einem vorsintflutlichen cW-Wert von über 0,33 auch nicht so einfach). Mit einem zarten Fahrpedalfuß über Land kommt man an die kolportierten 15,4 kWh/100 km Verbrauch heran, freudig gefahren und gut klimatisiert landeten wir am Ende bei 16,8 kWh/100 km – über 20 kWh sind bergan und auf schnellen Autobahnpassagen auch drin, blieben bei uns aber selten.

Selten blieben auch unsere Fahrversuche abseits befestigter Straßen, wobei hier auch bei mehreren Kollegen ein interessantes Phänomen auftrat: Zwar ist der Avenger ein Frontantriebs-Kompakt-SUV wie es so viele gibt, aber eben ein Jeep! Und da fährt man dann auf einem extrem steinigen oder einem Untergrund mit fiesen Furchen doch mal weiter! Immerhin gibt es Pseudeo-Offroad-Fahrprogramme, gut 20 cm Bodenfreiheit und einen knackigen 32-Grad-Böschungswinkel hinten…und gut beplankt ist er ja auch! Sodass wir durchaus auch mal ein Stück abseits befestigter Straßen herumturnten, was die für 2024 angekündigte Allradversion sicher noch viel besser können wird.

Was bedeutet das?

Diesmal klappt das besser mit dem „Rächer“: Der kleine Avenger hat bereits 20.000 Bestellungen in ganz Europa eingefahren, samt einiger Preise – was dem gleichnamigen Vorgänger bei Dodge nie gelang. In Summe gibt der Einsteiger ins Jeep-Programm einen gelungenen Einstand!

 

 
Knackige Optik, bunte Farben, aber dezentes Design: Der Avenger surft geschickt zwischen Anspruch und Mainstream. | Foto: Jeep
Knackige Optik, bunte Farben, aber dezentes Design: Der Avenger surft geschickt zwischen Anspruch und Mainstream. | Foto: Jeep
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