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IAA Transportation 2022: Exotische Welt der Busse

Gregor Soller

Die Reihen der Bushersteller haben sich auf der IAA deutlich gelichtet, wenngleich mit Ikarus Setra, Scania und sogar Steyr auch noch bekannte Marken am Start waren – sonst dominierten vor allem Hersteller aus der Türkei.

 

Es waren bis auf Setra vor allem den Stadt- und Linienbusse zu sehen auf der IAA und die waren großenteils elektrisch oder setzten auf die Brennstoffzelle. Setra nahm nur mit einem „Standmodell“ am Eingang Nord teil und mit Fahrerfahrungen, während Ikarus als zweite (vielleicht noch) bekannte Marke sich mit zwei Fahrzeugen im Außengelände begnügte – die allerdings elektrisch aus Ungarn auf Achse anreisten – was trotz über 1000 Kilometern Strecke klappte, wie uns Karin Pantenburg, bei Trasco Bus&Coach, wo man die altehrwürdige ungarische Marke exklusiv in der DACH-Region plus Luxemburg vertreibt, bestätigte. Auch bei Ikarus sieht man die Zukunft elektrisch, vor allem mit dem 120e als Solo-Niederflur-Stadtbus. Mit in Hannover war Produktionsplaner und Supply Chain Manager Tibor Hermann, der in fließendem deutsch Rede und Antwort stand.

Klassische Marken kehren zurück: Willkommen Ikarus und Steyr

Auch er schwärmt von der vergleichsweise hohen Reichweite und ordentlicher Rekuperation, die nicht nur nach SORT III offiziell bestätigt wurde, sondern von ersten Kunden in der D-A-CH-Region bei anspruchsvoller Topografie und im Wechseleinsatz (Stadt und kombinierte City- + überregionale Verkehre) von Unternehmern festgestellt wurden. Die 313,34 kWh-Akkus mit 544 Ah sollen laut Hermann binnen 1,5 Stunden mehr als die Hälfte ihres Energievorrats wieder aufnehmen. Angetrieben über einen Permanentmagnet Synchronmotor, der bis zu 240kW leistet und bis zu 3.200 Nm Drehmoment bietet. Hochwertig ist der selbsttragende Edelstahlrahmen, bei den Komponenten setzt Ikarus unter anderem auf Knorr, Valeo, Webasto und ZF. Der 12-Meter-Solowagen ist auf 18,6 z GG ausgelegt und soll 22 Meter Wendekreisradius haben, erklärt Hermann.

Ebenfalls im Außengelände stand der Bus von Steyr Motors, einer ebenfalls traditionsreichen und doch ganz neuen Marke. Die Österreicher fertigten am Standort Steyr schon einmal Busse- in den 1950er Jahren entstanden die allerdings auf Lkw-Fahrgestellen. Neben den geplanten E- Vans soll auch ein elektrischer Niederflurbus kommen. Geplant haben die Österreicher laut Pressesprecherin Birgit Pfefferl City-Busse mit 6, 9 und 12 Meter Länge mit batterieelektrischem Antrieb und einer Reichweite von 100 – 250 km. Geplant ist, für den öffentlichen Personen-Nahverkehr barrierefrei zugängliche Sitzplätze durch ein durchgängiges Niederflurkonzept zu schaffen. Es gibt noch keinen terminierten Produktionsbeginn, denkbar ist ein Produktionsanlauf in der zweiten Jahreshälfte 2024. Aus der Konstruktion in Steyr wissen wir, dass der Bus neben dem Van höchste Priorität genießt. Die Österreicher agieren nach Übernahme des Werkes von MAN (was MAN wiederum 1990 von Steyr Daimler Puch übernahm) wieder unter eigenem Label – mit der bekannten stilisierten Zielscheibe.

Newcomer: Quantron und BYD

Groß aufgefahren hat auch Quantron mit dem Elektro-Niederflurwagen Cizaris, der auch über den Preis punkten soll. Er soll bis zu 370 km Reichweite bieten, die Leistungsdaten liegen mit maximal 245 kW und maximal 3329 Nm Drehmoment im Bereich des Ikarus, den er aber mit 422 kWh Akkukapazität übertrifft. Der Cizaris 12 von der chinesischen Holding EV Dynamics, die nach eigenen Angaben auch ca. 14,5 % der Quantron-Aktien hält. Die Gruppe hat ihre Produktionsbasis in Chongqing (Südwestchina) und besitzt ein Vertriebsnetz in China, Hongkong, im asiatisch-pazifischen Raum und in Südamerika. Im Quantron-Werk in Augsburg-Gersthofen werden dann die markentypischen Designmerkmale und kundenspezifischen Anpassungen für Europa vorgenommen. Entstanden ist eine schicke Alternative zum Mainstream.

Dazu darf auch der elektrische Heuliez E-Way am Iveco-Stand zählen, der mit abgedeckten Rädern die Blicke auf sich zog und historisch bedingt bisher vor allem im französischen Markt die meisten Abnehmer findet. Auch aus Frankreich stammt Lohrs Citybus „Cristal“ mit bis zu 120 km Reichweite für bis zu 14 Passagiere.

Weltweit ein Gigant, in Deutschland noch Exot ist der BYD E-Bus. Auch er trat als 12-Meter-Solo-Niederflurwagen an und bietet zum günstigen Preis solide Standards. Mit ihm hofft BYD, verstärkt auch in der streng reglementierten EU Fuß fassen zu können.

Teil gelungen ist das bereits der Karsan-Gruppe, die einen der größten Stände im Busbereich hatte und zusätzlich einen 12-Meter-e-ATA genannten Niederflurwagen im Außenbereich stehen hatte. Eine starke Ansage war sein 18-Meter-Gelenkbusbruder e-ATA 18, der sich um en Stand schlängelte und bis zu 400 km Reichweite bieten soll. Dazu kamen der Kleinbus e-Jest (mit dem Antrieb des BMW i3, weshalb der von den Münchnern im städtischen Werkverkehr auch gern eingesetzt wird) und der elektrische ATAK.

In zentraleuropa (noch) extrem Exotisch: Gülerüz und Isuzu Anadolu

Außerdem waren Gülerüz (mit einem elektrischen Sightseeing-Doppeldecker) und Isuzu Anadolu mit größeren Ständen am Start. Und während MAN als Messeshuttle einen Lions City als Hybrid durch die Gegend klappern ließ, stellte Scania wenigstens einen elektrischen CityWide an den Stand – klar – einmal mehr als 12-Meter-Niederflurvariante.

Ebenfalls als Shuttle arbeitete ein von IAV umgebauter Ex-MAN Doppeldecker aus Berlin, der noch bei der Berliner Waggon Union entstand. Sein Werbeschriftzug darf als symptomatisch für die Branche gelten: „Jestern war ick noch ´n Diesel“ war in breiten Lettern zu lesen.

Was bedeutet das?

Im Stadtbusbereich trifft der IAV-Werbespruch voll zu: Diesel war gestern, ab jetzt werden weitestgehend Elektrobusse eingeflottet – weshalb das Gros der Ausstellungsstücke 12-Meter-Niederflur-Solobusse waren. Allerdings meist von exotischen Herstellern: Nur die Türkei hielt Hannover die Treue, während sehr viele Bushersteller auf die fast zeitgleich stattfindende Innotrans nach Berlin oder die Bus2Bus abwanderten.

 

 
Optisch scheint der Heuliez zu schweben. | Foto: G. Soller
Optisch scheint der Heuliez zu schweben. | Foto: G. Soller
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