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Fahrbericht Mercedes-Benz EQE: Der Executive-Dackel

Gregor Soller

Beim EQE sorgen endlos lange 3,12 Meter Radstand bei knapp 4,95 Meter Länge für ungewöhnliche Proportionen – zum Glück!

Mercedes bleibt mutig und hat den EQS geschrumpft. Glücklicherweise geben Chefdesigner Gordon Wagener und sein Chef-Exterieur-Designer Robert Lesnik wenig auf Design-Kliniken: „Klar hat das Design polarisiert, wir haben es trotzdem gemacht“ erinnert sich Lesnik an die ersten internen Präsentationen von EQS und EQE, die mit langen Radständen und kurzen Überhängen ganz neue Proportionen wagen. Die beim EQE noch krasser ausfallen, da er zwischen den Achsen um eine Akkuzellreihe oder neun Zentimeter und vor allem am Heck nochmal ordentlich kupiert wurde um gut 25 Zentimeter insgesamt.

Innen bleibt es bei großzügigem Beinraum auch im Fond, wo es im Dachbereich allerdings doppelt zwickt: Einerseits kommt das einziehende Dach hohen Häuptern sehr nah und da Scharniere einer Heckklappe die Kopffreiheit im Fond weiter verflacht hätten, beschied man sich mit einem kleinen eher unpraktischen Heckdeckel. Das hilft dem eher stahllastig gebauten EQE bei der Karosseriesteifigkeit und den Kosten.

 
Vor allem am Heck wurde der EQE gegenüber dem EQS massiv geändert. | Foto: Mercedes-Benz
Vor allem am Heck wurde der EQE gegenüber dem EQS massiv geändert. | Foto: Mercedes-Benz
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Das trifft leider auch auf manche gewichtsoptimierte Oberflächen zu, die kreativ Holz oder Stoff simulieren, aber eben einfach (harter) Kunststoff sind. Dem könnte man vor allem auf der Beifahrerseite mit dem Hyperscreen gegensteuern, der aber üppigen Aufpreis kostet und beim EQE im Verhältnis noch tärker ins Kontor schlägt als beim EQS. Die übrigen Details fallen bis in die Ziernähte hinein wertig aus, ebenso wie die üppig gepolsterten Sitze, die sich optional mit Heiz-, Kühl- und Massagefunktion „aufpolstern“ lassen. Absolut langstreckentauglich also.

E wie „Executive“: Der EQE gibt den komfortablen Langstreckengleiter

Zeit, den Startknopf zu drücken und leise loszuströmen – was der EQE vor allem als Hecktriebler extrem gut beherrscht. Ohne Musik und Smartphone hört tatsächlich fast nichts – außer, eine Böe bläst einen direkt frontal an. Beim EQE500 4 matic trambahnt dagegen die vordere E-Maschine hörbar mit. Dafür gibt es 300 statt 215 kW und 858 statt 565 Nm Drehmoment. Ein Plus, das sich im Alltag kaum voll „erfahren“ lässt.

Zumal der EQE 350+ nach WLTP mit bis zu 654 Kilometer Reichweitenkönig ist, wovon, vorausschauend, aber nicht übertrieben sparsam gefahren, real immer um die 400 Kilometer übrig bleiben. Das smarte Navi kann einen auf einer eingegebenen Route immer intelligent rekuperieren. Schade nur, dass sich Mercedes-Benz (vorerst) die Wärmepumpe gespart hat und weil wir schon am Kritteln sind, hätte auch der 22-kW-AC-Lader Serie sein dürfen. Am Schnelllader mit bis zu 170 kW Strom nachziehen kann, genügt das auch für Langstrecken. Womit die „E-Klasse“ im doppelten Sinne als Langstreckentauglich gelten darf. Wer das tut, dürfte sich über das üppige Batteriezertifikat freuen: Es gilt zehn Jahre oder bis zu 250.000 Kilometern.

Komfortables Fahrwerk, gelenkte Hinterachse Option

Das komfortabel ausgelegte Fahrwerk, optional mit Hinterachslenkung für mehr Wendigkeit, federt praktisch alle Unebenheiten souverän weg ohne dabei schwammig zu wirken. Aus dem Vollen gefräst erscheinen auch die gut 2,3 Tonnen Leergewicht, die teils für fühlbare Schwere sorgen – was dem EQE auch etwas auf den nicht ganz so überragenden Verbrauch schlägt. Der steigt vor allem in der Stadt und in hügeligem Geläuf, wo die Masse immer wieder beschleunigt werden muss, auf Langstrecken profitiert er von der guten Aerodynamik. Doch unter 20 kWh/100 km wenig zu wollen.

Die Bedienung wurde nochmal im Detail verbessert und vieles liegt tatsächlich auf der ersten (Mercedes-Benz spricht gar von der nullten) Ebene. Die Preise starten ab für den 350+ mit 90,7-kWh-Akku bei 70.626,50 Euro brutto, das sind 59.350 Euro netto. Dafür bekommt man Langstreckentauglichkeit auf EQS-Niveau – und noch krassere Proportionen. Mutig „executi(v)iert“ würden wir sagen!

Was bedeutet das?

Wer auf Variabilität beim Laderaum und das Prestige der „S-Klasse“ samt teil wertigerer Materialien verzichten kann, erhält mit dem EQE eine auch optisch interessante Alternative im Segment der Business-Limousinen.

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