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Auto Expo Delhi 2018: Abseitiges abseits der Ausstellung

Gregor Soller

Auch in Indien spielen die Begriffe Digitalisierung, „Smart City“ und Elektromobilität eine immer größere Rolle – zum Teil existierten sie auch schon immer.

Abseits des Airports und der Auto Expo zeigt sich Delhi immer noch erstaunlich traditionell: Zwar gibt es jetzt ein immer dichteres modernes Metro-Netz und eine Ringautobahn, doch schon auf der geht es zu wie bei Race-Games am PC – nur dass man selbst live dabei ist und nicht an einer Playstation oder Wii sitzt. Sondern live miterlebt, wie sich der Taxifahrer noch schnell zwischen zwei Lkw schiebt, die gerade eine Lücke „zumachen“ oder eine rote Ampel allenfalls als Hinweis auffasst. Denn, so wird erklärt: „Klar kennen wir die Regeln – sehen sie aber nur als Empfehlung an“.

Nur ein „Hinweis“ ist auch die Anzeige an der Ringstraße, dass die Luftqualität „poor“, also schlecht ist, was übrigens in grün(!) angezeigt wird. Darauf folgt in rot die Empfehlung, nicht zu atmen oder sich hier zu lange aufzuhalten, da man sonst krank werden könnte respektive die Luftqualität die Atemwege schädigen könnte. Was gut gemeint ist, sich aber nicht ändern lässt, wenn man mit hunderten Indern gnadenlos im Stau steht und nur meterweise vorankommt. Dann überholen einen wieder Dreiräder, an denen hinten Mitfahrer stehen und sich an den Hecktüren festhalten oder drei oder vier Mopedfahrer ohne Helm.

Die Busse fahren meist dann, wenn sie voll sind und das sind sie eigentlich immer: Da passen in einen 3,5-Tonner-22-Sitzer von Force, der vom seligen Mercedes-Benz T1 abstammt, dann schon mal 30 bis 35 Fahrgäste hinein, wenn sich alle Kinder auf den Schoß setzen und die Stehenden etwas zusammenrücken. Gehupt wird mittlerweile minimal weniger, trotzdem entwickeln mittlerweile sämtliche Hersteller eigene Signalhörner für den Indien-Export, da die hier verbauten Hupen einfach zu schwach sind. Dafür könnte man die Außenspiegel sparen: Sie werden gern eingeklappt, weil sie sonst eh meist abgefahren werden.

 
Noch immer gibt es heilige Kühe in den Gassen. | Foto: G. Soller
Noch immer gibt es heilige Kühe in den Gassen. | Foto: G. Soller
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Die letzte Meile hat man dagegen gut im Griff: Fliegende Händler liefern den ganzen Tag über laut rufend „on demand“ vor die Haustür und allerlei kleine Gefährte und zunehmend elektrifizierte Rikschas kommen auch durch die engsten Gassen, in denen ohnehin alle mit allen vernetzt zu sein scheinen. A propos vernetzt: Über der Stadt wächst derweil ein gewaltiges Leitungsnetz, das seinerseits immer dichter wird: Denn neue Rechner, Strom- und Telefonleitungen fordern immer neue Kabel, die einfach zu den bisherigen dazugelegt werden – ohne das alte Strippen demontiert würden. So dass einem beim Blick an den nächsten Verteilerkasten schon mal schwarz vor den Augen werden kann. Was den Vogel darüber freut, der so noch mehr Landemöglichkeiten hat, die Kuh darunter aber nicht anficht.

Was bedeutet das?

Indien bleibt ein maximal chaotisches Land. Trotzdem kann man auch hier zarte Verbesserungen erkennen: tatsächlich wurde die Luftqualität in der Smogmetropole Delhi etwas besser und auch hier halten ÖPNV und Elektromobilität Einzug. Ganz smart sind dagegen die vielen Händler, die an jeder Ecke alles anbieten und im 15-Minutentakt auch immer wieder vor der eigenen Haustür vorbeikommen. Wo man über die Tage erkennt, was man eigentlich auch alles nicht (organsiert) braucht.

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