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Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4: So fährt sich der Top-Tonale

Gregor Soller

Der Tonale Plug-in-Hybrid ist der erste Alfa Romeo, der wenigstens teilzeitstromern kann. Wir schlängelten uns mit dem Tonale, der die Schlange des Mailänder Stadtwappens gleich mehrfach trägt, Serpentinen hinauf, durch Dörfer und über Alfas eigenen Rundkurs in Balocco.

Die Optik gefällt - die Karosserie konnte weitgehend unverändert von der Studie aus Genf in die Serie überführt werden und Alfa griff bei den Scheinwerfern und Rückleuchten das charakterstarke Leuchten-Triple wieder auf, was man zuletzt an 159 und Co. sah. Wir öffnen die Türen und nehmen in einem typischen Alfa-Ambiente Platz, heißt: Eisbecherinstrumente, wertige Taster und Schalter auf der Mittelkonsole, darüber thront der unvermeidliche hier 10,25 Zoll große Zentralscreen. Deren Icons sind zwar etwas klein, dafür passt die Bedienstruktur. Nach unten und zu den Rändern schlängelt sich das Ambiente dann in eine weniger wertige Anmutung hinweg. Wir wechseln in den Fond und können dem gut 4,5 Meter langen Plug-in hier für die Größe ein ordentliches Platzangebot bescheinigen – man muss sich nicht hineinschlängeln, sondern kann gut aus- und einsteigen.

Der Tonale bevorzugt die E-Maschinen

Startknopf drücken und: NICHTS zu hören. Wir reißen den Gangwahlprügel auf „D“ und schlängeln uns durch die diversen Seitenstraßen und Kontrollen vom Testgelände in Balocco. Dabei fällt uns die synthetische Lenkung auf, die erst bei höheren Tempi härter wird oder wenn man den „DNA“-Drehschalter auf „D“ wie „dynamisch“ stellt. „A“ bemüht prinzipiell die E-Maschinen, während „N“ je nach Bedarf zwischen den Antrieben hin- und herswitcht. Dabei bleibt es erstaunlich lange ruhig: Sofern man das Fahrpedal nicht zu sehr tritt, bevorzugt der Tonale Strom statt Sprit – auch die Serpentinen ins Gebirge hinauf. Nur bei Überholmanövern oder wenn es doch deutlich zügiger gehen soll, kommt der 1,3-Liter-Turbobenziner dazu, der aus seinem kompakten Hubraum keinen Hehl macht und gedreht werden möchte. Bei Bedarf geht es aber binnen 6,5 Sekunden auf 100 km/h.

Und obwohl wir es grundsätzlich begrüßen, die Bedienung wieder zu vereinfachen, hätten wir hier gern Fahrwerk, Lenkung und Gaspedalkennung individuell eingestellt, denn das straffe Setting passt einfach viel besser zum Alfa als die City-Komfortauslegung, bei der dann trotz komplett umgekrempelten Fahrwerk ab und an der Jeep durchscheint. Denn Alfa hat das Setting komplett auf den DNA-Drehschalter verlegt: „A“ ist die zahmste Einstellung und auch bei D bleibt die Lenkung noch sehr leichtgängig und synthetisch – erst bei „D“ strafft die Schlange aus Mailand dann ihre Muskeln, dann ist es allerdings Essig mit dem leisen Strömen. Stattdessen ist der 1,3-Liter immer hellwach und prinzipiell einen Gang zu niedrig unterwegs, damit der Tonale jederzeit beim kleinsten zucken des Gaspedals „zuschnappen“ kann.

Der Verbrauch: Ab 100 Kilometern auf Diesel-Niveau, dann wird es tendenziell mehr

Auf unserer gut 100 Kilometer langen ersten Runde blieb er aber sehr sparsam: Der Akku reichte dank Rekuperation bergab für gut 50 Kilometer, sodass sich zu den 15,5 kWh Strom 4,1 Liter Super/100 km addierten. Kostenseitig wäre man aber mit dem Diesel wohl in ähnliche Regionen gefahren…Zum Abschluss noch mal auf den Rundkurs, wo wir es dann doch wissen wollen: Der Grenzbereich liegt sehr hoch und das Torque-Vectoring dreht ihn beim Gaswegnehmen wunderbar in die Kurven ein. Dabei hilft ihm auch, dass der Schwerpunkt dank des 206-Kilo-Lithium-Ionen-Akkus von CATL gegenüber den Verbrennern leicht nach unten sinkt, wenngleich er immer noch vergleichsweise „hoch“ baut – was man auch spürt.

Nachdem wir die Schlange zischend über den Rundkurs gejagt haben, darf sie zurück ans Kabel, das hier leider fahrerseitig eingesteckt wird und im Kofferraum verstaut werden muss. Ungünstig, wenn in der Stadt nur ein Ladepunkt vor dem Auto frei ist – dann sollte man besser sieben als fünf Meter Ladekabel an Bord haben. Aber dafür lädt der Tonale mit bis zu 7,4 kW binnen 2,5 Stunden oder mit drei kW in 5,5 Stunden. Da die E-Maschine im Heck thront, geht etwas Ladevolumen verloren: Es beträgt noch 385 bis 1.430 Liter –für das Familiengepäck am Wochenende reicht die Grundfläche.

 
Angehängt: Auch der Tonale verfügt über zwei "Tankklappen" - die für Strom sitzt leider fahrerseitig. | Foto: G. Soller.
Angehängt: Auch der Tonale verfügt über zwei "Tankklappen" - die für Strom sitzt leider fahrerseitig. | Foto: G. Soller.
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Alfas erster (Teilzeit-)Stromer ist tatsächlich der beste Tonale und punktet mit den markentypischen Tugenden wie Optik und Fahrwerk. Aber für das ganz große Comeback der Marke ist er charakterlich zu brav, befindet sich da aber in bester Gesellschaft: Auch die kompakten Premium-Plug-ins der Konkurrenz tun sich hier eher schwer, Leidenschaft zu entfachen.

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