Shell-Studie: E-Mobilität effizienter als Verbrenner: Stromer sind grüner – immer!
Die Diskussion um den Sinn von Elektrofahrzeugen geht weiter. Tatsache ist, dass ein großer Teil ihrer Antriebseffizienz von der Produktion des Akkus „aufgefressen“ wird, obwohl Verbrenner immer einen extrem schlechten Wirkungsgrad haben. Selbst E-Auto-Pionier, e.GO-Gründer und -Geschäftsführer Prof. Joachim Schuh äußert sich kritisch zur Effizienz der E-Mobilität, während ausgerechnet Shell eine Well-to-Wheel-Studie erstellt hat, die besagt, dass die Elektromobilität hinsichtlich Energieeffizienz in letzter Konsequenz nicht zu schlagen sei.
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat mehrere Parameter untersucht (alle Infos dazu unter www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroa…) und kommt zu dem Schluss: Elektroautos können schon heute eine nachhaltige Lösung sein, wenn sie nicht zu schwer sind und ihre Akkus keine zu große Kapazität aufweisen. Das ergab eine aktuelle Studie des ifeu-Instituts Heidelberg im Auftrag der Denkfabrik Agora Verkehrswende mit dem Titel „Klimabilanz von Elektroautos“, die jetzt veröffentlicht wurde. Sie stellt die zentrale Frage: Wann ist ein Auto klimaverträglich? Rein rechtlich – und das gilt auch für die Zulassungsstatistiken – emittieren Elektrofahrzeuge kein einziges Gramm Kohlendioxid. „Tatsächlich entsteht das klimaschädliche Gas jedoch sowohl bei der Produktion des Fahrstroms als auch bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen“, führen die Autoren einleitend aus (was natürlich für Verbrenner auch gilt). Deshalb sei für sie die Frage berechtigt, ob Stromer tatsächlich klimaschonender sind als Verbrenner. „Es gibt bereits eine ganze Reihe solcher Klimabilanzen, doch deren Ergebnisse unterscheiden sich zum Teil deutlich“, meinen die Autoren. Feststeht für sie, dass E-Autos in Deutschland mit Strom betrieben werden, der zu großen Teilen aus Kohle und Erdgas erzeugt wird.
Außerdem erfordere die Herstellung von Batteriezellen viel Energie und zudem fallen in den Herkunftsländern der Zellen Kohlendioxid-Emissionen an. Unterm Strich hat deshalb ein E-Auto in der Produktion einen größeren „ökologischen Rucksack“ als vergleichbare Verbrenner. Um diesen Nachteil wettzumachen, muss es einige Tausend Kilometer mit möglichst CO2-armem Strom fahren, fordern die Autoren.
Doch auch sie kommen zu dem Schluss, dass Elektrofahrzeuge gegenüber Verbrennern schon heute im Vorteil sind – jedoch je nach Akku und Größe mal mehr, mal weniger. Der Vorsprung wird wachsen, je schneller die Potenziale ausgeschöpft werden, die es im Hinblick auf CO2-Minderung gibt – sowohl über den Fahrstrom als auch bei der Batterieherstellung. Konkret verglichen wurde ein VW Golf in der Elektro-, Benziner- und Diesel-Variante. Im Resultat ist der Kompaktklasse-Stromer bei einer eher bescheidenen Akkukapazität von 34 kWh dem Benziner schon ab 60.000 Kilometer Laufleistung ökologisch überlegen, den Diesel holt der Stromer bei 80.000 Kilometer in Sachen Nachhaltigkeit ein. Je grüner der Strom künftig wird, desto eher ist das E-Auto umweltfreundlicher.
Stadt oder Autobahn, Stromer oder Verbrenner?
Ein weiterer Aspekt war das Nutzungsfeld: Wird das Auto im Stadt- oder Autobahnbetrieb eingesetzt, macht das einen großen Unterschied. Ein Kleinwagen à la Renault Zoe mit kompakter Batterie von 25 kWh Kapazität fährt schon bei 40.000 Citykilometern sauberer als ein Benziner, auf 100.000 Kilometern nimmt der kleine Stromer dem Benziner fast 30 Prozent ab. Wer allerdings viel Autobahn fährt, ist aktuell mit einem Diesel bis zu 150.000 Kilometer ökologischer unterwegs. Aus Sicht der Agora-Forscher wird bisher zu wenig berücksichtigt, dass man sich in Anbetracht von 34 Kilometer Durchschnittsfahrleistung pro Tag lieber ein kleineres Auto mit kompaktem Akku zulegt. Und dass es plausibel erscheint, den eigenen Stromer bei 23 Stunden Parkzeit pro Tag etwa über private Vermietung anderen zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.
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Kostenseitig wiederum sieht die Bilanz zumindest für elektrisch angetriebene Kleinwagen schon heute sehr gut aus. Trotz des Vorwurfs der hohen Anschaffungskosten, fährt etwa ein Kompaktwagen wie der e-Golf schon ab 10.000 Kilometer pro Jahr günstiger als ein Verbrenner. Ein Kleinwagen rollt von Anfang an wirtschaftlicher, wie sich beim Öko-Institut errechnen lässt.
Schließlich hat Agora auch noch berücksichtigt, wie sich die Umweltbilanz darstellt, wenn E-Auto-Akkus nach der Nutzung im Fahrzeug im Second-Life etwa als Heimspeicher weiter dienen. Demnach könnte sich ein Elektrowagen, der 2030 gebaut wird, im Zuge des technischen Fortschritts bereits ab 30.000 Kilometern den Verbrenner aus dem Feld stechen.
Das Resümee fällt eindeutig aus: „In der Konsequenz dieser Studie sehen wir uns darin bestätigt, dass die Elektromobilität der Schlüssel der Energiewende im Verkehr ist.“
Hauptschlussfolgerungen der Studien
1 In allen untersuchten Fällen hat das Elektroauto über den gesamten Lebensweg einen Klimavorteil gegenüber dem Verbrenner.
2 Mit den Fortschritten bei der Batterieentwicklung insbesondere durch effizientere Fertigungsprozesse, höhere Energiedichte, verbesserte Zellchemie und CO₂-ärmeren Strom bei der Herstellung kann die Klimabilanz der Batterie in den kommenden Jahren mindestens halbiert werden.
3 Der Klimavorteil des Elektroautos wächst, wenn der Ausbau der Erneuerbaren im Rahmen der Energiewende forciert wird; denn die Antriebsenergie ist die wichtigste Einflussgröße auf die Klimabilanz.
4 Die Batteriezellfertigung auf Basis eines möglichst hohen Anteils erneuerbarer Energien kann europäischen Ländern einen Standortvorteil verschaffen.
5 Mehr Transparenz zur Klimabilanz der Batterien ist Voraussetzung, um weitere Verbesserungspotenziale über den gesamten Lebensweg erschließen zu können.
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