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Flottenumsteller: Der Glaube an die E-Mobilität

Wer elektrisch unterwegs sein will, muss laden können – das ist das A und O. Die Schulz Group setzt auf unternehmerisches Engagement und baut die eigene Ladeinfrastruktur aus. (Von Nadine Bradl)

 Bild: Schulz Group
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Nadine Bradl

Geht es nach dem Plan der Bundesregierung, fahren bereits im Jahr 2030 15 Millionen E-Autos durch Deutschland und „tanken“ an circa einer Million Ladepunkten. Ein ehrgeiziges Ziel, dass bei Kritikern oftmals schon an der nur mäßig in Gang kommenden Ladeinfrastruktur scheitert. So hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr einen ganzen Katalog an Förderprogrammen aufgelegt, die mit Milliarden an Fördergeldern dafür sorgen sollen, so schnell wie möglich die nötige Infrastruktur zu schaffen. Die steigenden Zulassungszahlen für Elektroautos verdeutlichen die Notwendigkeit. So sollen laut BMDV etwa zeitnah alle Rastanlagen an Bundesautobahnen mit Schnellladeinfrastruktur ausgestattet werden. Daran arbeite man mit Hochdruck. Zudem soll gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) die Technik, die beim Laden und Bezahlen zum Einsatz kommt, vereinheitlicht werden.

Aber reichen finanzielle Anreize und öffentliche Schnelllader, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen? Oder ist es nicht auch an privater und unternehmerischer Leistung, dort Lademöglichkeiten zu schaffen, wo sie benötigt werden? Denn unterwegs auf der Autobahn ist ja nett für die Urlaubsreise, aber wo steht denn das Fahrzeug meist über Stunden ungenutzt? Richtig: bei der Arbeit.

Auch für die Schulz Group ist das ein echtes Thema. Deshalb stehen neben der Photovoltaikanlage auf dem Firmengebäude seit 2015 vier 11-kW-Ladestationen am Hauptsitz Ravensburg zur Verfügung. Der Glaube an die Elektromobilität in Verbindung mit dem unternehmerischen Engagement bei der Akasol AG und die ersten E-Fahrzeuge in der Firmenflotte gaben damals den Ausschlag für die Investition. Anfang 2021 wurde nun im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Start-up ChargeBig der Firma Mahle die Kapazität auf insgesamt 22 Stationen erweitert. Derzeit sind 17 der 60 Dienstfahrzeuge bereits elektrisch unterwegs. Im Einsatz sind bei Schulz:

• Audi (A3, A4, A6, e-tron),

• BMW (530E, X5),

• Mercedes-Benz (A-Klasse, E-Klasse),

• Skoda (Superb),

• Tesla (Model S, Model X, Model 3),

• VW (Passat, ID.3) und

• Volvo (V60).

Die Fahrzeugflotte wird sich nach Firmenangaben voraussichtlich nicht mehr übermäßig vergrößern, aber der Anteil an Hybrid-/Elektrofahrzeugen wird zunehmen. Denn auch im privaten Bereich würden E-Autos bei den Mitarbeitern der Schulz Group immer beliebter.

„Umso mehr freut es uns, durch diese Investition unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Besuchern und Kunden eine kostenfreie Möglichkeit zur Verfügung zu stellen, Elektrofahrzeuge auf unserem Firmenparkplatz mit bis zu 22 kW zu laden“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Sven Schulz. Er wolle mit dieser Investition als Unternehmer bespielhaft vorangehen und sieht sich als Arbeitgeber in der Pflicht, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten sowie die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen (mehr dazu im Interview). Als nächstes soll dazu voraussichtlich am Standort in Witten, dem zweitgrößten Standort der Schulz Group, eine erweiterte Ladeinfrastruktur installiert werden. Der Wechsel hin zu einem CO2-neutralen Verkehr auf den Straßen sei nur dann möglich, wenn an öffentlichen Plätzen, zu Hause oder bei der Arbeit das umweltfreundliche „Tanken“ möglich werde und wenn man den Glauben an die Elektromobilität nicht verliere.

Interview mit Sven Schulz, geschäftsführender Gesellschafter, Schulz Group

Herr Schulz, Sie sehen sich selbst als Unternehmer in der Pflicht, beispielhaft voranzugehen, und als Arbeitgeber, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten sowie die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen. Verraten Sie uns, was Sie dieses Engagement bezüglich Ladeinfrastruktur gekostet hat?

Schulz: Wir haben in unsere neue Ladeinfrastruktur einen hohen fünfstelligen Betrag investiert. Dabei haben wir gleich darauf geachtet, dass die Ausbaufähigkeit gegeben ist, weil wir davon ausgehen, dass wir in den kommenden Jahren in weiteren Investitionsabschnitten zusätzliche Ladestationen installieren werden. Alles in allem gehen wir nach Abschluss der Gesamtinvestition von einem deutlichen sechsstelligen Investitionsvolumen aus.

In Sachen E-Mobilität ist die fehlende Ladeinfrastruktur ein fast schon leidiges Thema. Glauben Sie, dass es mehr Unternehmer wie Sie braucht, die die Sache selbst in die Hand nehmen und Ladesäulen schaffen, anstatt auf die Politik zu warten?

Ich denke, dass wir alle einen Beitrag leisten müssen, um eine angemessene Ladeinfrastruktur zu schaffen. Dazu zählen natürlich die Unternehmen, aber auch Privatleute, die Immobilienbesitz haben, sowie Gemeinden. Es geht dabei überhaupt nicht um teure Schnellladeinfrastruktur, sondern um einfache Ladestationen mit 3 – 11 kW, die für mehr als 90 Prozent der täglichen Fahrten vollkommen ausreichend sind.

Haben Sie weitere Projekte in Bezug auf Elektromobilität, die in Zukunft verfolgt werden sollen?

Tatsächlich haben wir erst vor kurzem in das Start-up JayKay aus Kressbronn am Bodensee investiert, das sich mit Micromobility-Anwendungen beschäftigt. JayKay hat es geschafft, einen kompletten Elektroantrieb inklusive Batterien elegant in eine Skateboard-Achse zu integrieren, und hat eine sehr effiziente und intuitiv zu steuernde Elektro-Finne für Paddleboards entwickelt, die ab dem kommenden Jahr mit einem führenden Sportartikelhersteller auf den Markt kommen wird. Wir bleiben der Elektromobilität also treu.

 

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Artikel Flottenumsteller: Der Glaube an die E-Mobilität
Seite 44 bis 46 | Rubrik mobilität
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