Partnerbeitrag: Mobilität neu denken, Klimaziele erreichen

Zur Erreichung der Klimaziele muss Mobilität neu gedacht werden. Dazu gibt es spannende Ansätze.

 Bild: Nordwood Themes/Unsplash
Bild: Nordwood Themes/Unsplash
Redaktion (allg.)

Waldbrände und Rekordhitze, schwere Stürme und Starkregen – in diesem Sommer sind die Folgen des Klimawandels in Europa erneut deutlich spürbar. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen wir unsere Emissionen stark reduzieren. Die Autoindustrie gehört aktuell zu den größten CO2-Emittenten. Allein 2020 stießen Fahrzeuge ein Zehntel der weltweiten Emissionen aus.

Mit dem Green Deal versucht die Europäische Union hierzulande gegenzusteuern: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent sinken. Die Herausforderungen sind groß, denn Tatsache ist: Trotz ständiger Verbrauchsoptimierung der Fahrzeuge konnte in den letzten 30 Jahren keine Reduktion erzielt werden. Eine schnelle Antriebswende muss dringend her, da 70 Prozent der Emissionen eines Pkw in der Nutzungsphase entstehen. Sofern grüner Strom verfügbar ist, liegt hier der größte Hebel für eine schnelle Reduktion. Eine entscheidende Rolle spielt aber auch die Mobilitätswende, also die Art und Weise, wie wir Fahrzeuge nutzen.

Bereits 2021 hatte Deloitte in diesem Medium thematisiert, dass wir deutlich mehr wirtschaftlich tragfähige Angebote aus dem Bereich Mobility as a Service (MaaS) benötigen. Die vergangenen zwei Jahre zeigen: Viel hat sich nicht getan. Gründe dafür sind unter anderem die Covid-19-Pandemie, unter welcher Sharing-Modelle gelitten haben, und der Ukraine-Krieg, der finanzielle Mittel und Aufmerksamkeit gebunden hat.

Neue Formen der Mobilität sind aber notwendig, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Selbst wenn 2030 15 Millionen batteriebetriebene Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein sollten, stehen diesen immer noch rund 30 Millionen Verbrennerfahrzeuge gegenüber. Auch 2035 werden diese noch 44 Prozent des Gesamtfahrzeugbestands hierzulande ausmachen. Aktuell geht Deloitte jedoch von einem langsameren Hochlauf aus, wie die Grafik zeigt.

Wenn wir die jährliche Fahrleistung reduzieren, indem wir zum Beispiel nicht alle Fahrten mit dem eigenen Pkw machen, reduzieren wir auch unsere Emissionen. Hierfür sind MaaS-Angebote ein entscheidender Baustein. Auch wenn das Mobilitätsverhalten teilweise über Jahrzehnte eingeübt ist – für den Großteil der Menschen ist Mobilität ein Mittel zum Zweck. Wenn es einfachere und kostengünstigere Alternativen gibt, werden sie diese auch nutzen.

Daher gilt: Unternehmen sollten Mobilitätsökosysteme entwickeln, die einen gemeinsamen Wert schaffen und alle beteiligten Partner fair und transparent einbinden. Zwei Punkte sind hierfür unerlässlich:

1. Privates Kapital aktivieren

Eine der größten Herausforderungen für MaaS-Lösungen ist die Finanzierung der Fahrzeuge. Aufgrund der intensiven Nutzung müssen sie häufiger gewartet werden und haben teilweise einen kürzeren Lebenszyklus. MaaS-Systeme, die lediglich als Broker mit einer Datenplattform und gemeinsamer Kundenschnittstelle agieren, tun wenig für die Mobilitätswende. Es erfordert ein stärkeres Engagement in Form von Eigenkapital, um Mobilitätsangebote zu verknüpfen, Angebotslücken schnell zu schließen und die Implementierung von Angeboten rasch umzusetzen. Dafür muss externes Kapital an Bord geholt werden – beispielsweise indem man Investitionsvehikel schafft, die einerseits dem Wunsch vieler Kapitalgeber nach stabilen, planbaren Renditen gerecht werden, und andererseits dem Wunsch des Kapitalmarktes nach grünen Anlagen. Hier entwickeln sich aktuell erste Ideen, die es auch für MaaS zu nutzen gilt. 2. Intelligente, konsumentenfokussierte Regulation erarbeiten.

    Da Autos mit hoher Geschwindigkeit auf öffentlichen Straßen und Plätzen unterwegs sind und dabei andere Verkehrsteilnehmer potenziell gefährden können, sind sie hochreguliert. Ohne Regulation wird es daher nicht gehen, wenn wir Veränderungen in der individuellen Mobilität durchsetzen wollen. Doch wie sollten diese erfolgen? Eine Idee: Warum nicht MaaS-Anbietern – und damit ihren Kunden – Zuschüsse zukommen lassen, wenn es ihnen nachweislich gelingt, die private Fahrleistung dieser Kunden mit ihren Verbrennern zu senken? Solche Zuschüsse könnten sich auf die jährliche Fahrleistung beziehen, auf vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnittene Orte oder auch auf ältere Altersgruppen, um diesen weiterhin Mobilität zu ermöglichen.

    Nur ein Potpourri von wohlorchestrierten Maßnahmen wird dazu führen, dass wir das Ziel der CO2-Reduktion erreichen. MaaS spielt hier eine entscheidende Rolle, da solche Ökosysteme die individuelle Mobilität stark beeinflussen werden.

    Autoren:

    • Dr. Harald Proff, Partner und Global Automotive Sector Lead bei Deloitte
    • Nicolas Zauner, Senior Researcher Automotive bei Deloitte

    ◂ Heft-Navigation ▸

    Artikel Partnerbeitrag: Mobilität neu denken, Klimaziele erreichen
    Seite 64 bis 65 | Rubrik konnektivität