Die Automobilindustrie dürfte in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine transformative Veränderung erleben, angetrieben durch den breitflächigen Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Das Innenraumerlebnis im Auto wird sich tiefgreifend wandeln, indem es sowohl die Art und Weise, wie Fahrer und Passagiere interagieren, als auch die Rolle des Fahrzeugs selbst neu definiert.
Zukünftige KI-Features und Produkte: Ein Blick in die Zukunft
Führende KI-Unternehmen wie OpenAI, Google, Meta und Apple entwickeln kontinuierlich neue KI-Features und Produkte, welche perspektivisch auch das Innenraumerlebnis im Fahrzeug revolutionieren können. OpenAI arbeitet beispielsweise an fortschrittlichen Sprachmodellen, die natürliche und kontextbezogene Konversationen ermöglichen. Google setzt auf verbesserte Machine Learning Algorithmen für prädiktive Analysen, die das Verhalten und die Bedürfnisse der Nutzer voraussagen können. Meta entwickelt immersive Augmented-Reality-Erfahrungen (siehe Quest), die nahtlos in den Fahrzeuginnenraum integriert werden können. Apple fokussiert sich wiederum auf die Entwicklung von KI-basierten Gesundheits- und Wellnessfunktionen, die das Fahrerlebnis verbessern könnten.
Diese Technologien könnten beispielsweise zu einem Fahrzeug führen, das erkennt, wenn der Fahrer gestresst ist, und automatisch beruhigende Musik abspielt oder die Innenbeleuchtung anpasst. Ein KI-gestütztes System könnte vorausschauend den besten Zeitpunkt für eine Pause vorschlagen, basierend auf dem Fahrverhalten und der Müdigkeit des Fahrers. In Echtzeit generierte Inhalte im Bereich Entertainment und Gaming, basierend auf Insassen, Ort, Zeit, Wetter und anderer Daten, werden ebenfalls komplett neuartige Anwendungen ermöglichen.
Nachfolgend werfen wir einen Blick in die Zukunft der KI-gestützten User Experience im Fahrzeug, von Mixed Reality über neue Informationsarchitekturen bis hin zu unkonventionellen Interaktionsformen. Wir geben einen Überblick über Techniken und bewerten diese.
KI als zentraler Enabler
Künstliche Intelligenz wird im Fahrzeug der Zukunft allgegenwärtig sein. Sie ermöglicht eine nahtlose Integration von Fahrerassistenzsystemen, personalisierten Benutzererfahrungen und proaktiver Interaktion. Die KI wird das Fahrzeug in ein intelligentes, lernfähiges System verwandeln, das die Bedürfnisse und Vorlieben seiner Insassen kennt und voraussieht. Mixed Reality: Die Verschmelzung von realer und virtueller Welt
KI-gestützte Mixed Reality (MR) wird zukünftig eine Schlüsselrolle im Fahrzeuginnenraum spielen. MR-Technologien, wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), werden genutzt, um Fahrinformationen direkt in das Sichtfeld des Fahrers zu projizieren. Head-up-Displays (HUDs) werden weiterentwickelt (schon jetzt als AR HUDs), um nicht nur grundlegende Fahrdaten, sondern auch navigationsrelevante Informationen, Wetterbedingungen und Verkehrsmeldungen in Echtzeit darzustellen. Passagiere können darüber hinaus während der Fahrt immersive Erlebnisse genießen, wie virtuelle Touren durch Sehenswürdigkeiten oder interaktive Spiele, die die Fahrtzeit verkürzen – und/oder spannender gestalten. MR-Inhalte im Bereich Entertainment und Kommunikation werden durch verlässliche Fahrerassistenzsysteme massiv an Bedeutung gewinnen.
(Wertung: plus plus) Schon heute erhält man unaufdringlich Wettervorhersagen und Fahrdaten, interaktive Spiele können lange Fahrten verkürzen und Sehenswürdigkeiten vor Ort muss man nicht mehr suchen. Neue Informationsarchitektur: Dynamik und Personalisierung
Die Informationsarchitektur der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Fahrzeug wird sich stark dynamisieren. Anstelle statischer, vorgegebener Benutzeroberflächen werden adaptive und kontextbezogene Interfaces dominieren. KI-gestützte Systeme analysieren kontinuierlich die Fahrbedingungen, den Gesundheitszustand des Fahrers, die Vorlieben der Insassen oder andere Daten, um relevante Informationen und Funktionen in Echtzeit bestmöglich bereitzustellen. Das Fahrzeug wird so zum intelligenten Begleiter, der sich an die jeweiligen Bedürfnisse und Situationen individuell und kontinuierlich anpassen kann.
(Wertung: minus) Hier muss noch viel passieren – aktuell sind die Systeme mit ihren Müdigkeits- und Aufmerksamkeitswarnungen noch zu unexakt. Auf langen Fahrten steigt allerdings die Trefferquote der Müdigkeitswarner. Infotainmentsysteme: Das Zentrum der digitalen Erlebnisse
Die aktuellen Infotainmentsysteme im Fahrzeug werden durch den Einsatz von KI deutlich weiterentwickelt. Systeme wie Googles Android Auto und Apples CarPlay bieten bereits jetzt eine nahtlose Integration von Smartphone-Funktionen und 3rd-Party Apps ins Fahrzeug und bilden zudem ein komplettes, vernetztes Betriebssystem ab. In Zukunft werden diese Systeme intelligenter, individueller und relevanter agieren.
KI wird es ermöglichen, dass diese Systeme noch personalisiertere Inhalte und Empfehlungen anbieten, als es heute schon möglich ist. Sie könnten beispielsweise auf die aktuellen Bedürfnisse der Insassen reagieren, indem sie passende Musikvorschläge machen, basierend auf Tageszeit, Vorlieben und Stimmung der Insassen. Dank fortschrittlicher Algorithmen können Infotainmentsysteme auch lernen, welche Informationen und Funktionen für welchen Insassen am wichtigsten sind, und diese entsprechend priorisieren.
Darüber hinaus könnten zukünftige Infotainmentsysteme innovative Dienste anbieten, wie beispielsweise eine Echtzeit-Analyse von Fahrstilen mit personalisierten Verbesserungsvorschlägen oder die Integration von Gesundheitsmonitoring, um den Stresslevel der Insassen zu senken und die Fahrt angenehmer zu gestalten – in Ansätzen sind solche Features schon heute zu finden. Ein spannender Aspekt dabei ist die proaktive Interaktion des Fahrzeugs. KI-Systeme analysieren kontinuierlich Daten von Sensoren und Kameras, um den Zustand des Fahrers oder anderer Insassen zu überwachen und bei Bedarf Unterstützung anzubieten. Dies kann von Warnungen bei Müdigkeit oder Unwohlsein bis hin zu autonomen Fahrfunktionen reichen, die in kritischen Situationen eingreifen. Das Fahrzeug würde so zum verlässlichen Assistenten, der die Sicherheit und den Komfort der Insassen erhöhen kann.
(Wertung: plus plus) Schon jetzt gibt es nichts Besseres: wenn sich das Phone automatisch mit dem Auto verbindet und Playlist und Termine sofort verfügbar sind. Das kann man im Detail noch weiter verfeinern. Unsichtbare Interfaces: Die Zukunft der Interaktion
Die Interaktion zwischen Mensch und Fahrzeug wird darüber hinaus zunehmend intuitiver und natürlicher – und auch „unsichtbarer“. Sprachsteuerungssysteme werden durch fortschrittliche KI-Algorithmen verbessert, sodass sie komplexe Sprachbefehle verstehen und ausführen können. Fahrer und Passagiere können so durch natürliche Sprachdialoge das Infotainmentsystem, die Klimaanlage oder die Navigation steuern. Auch hier gibt es bereits erhebliche Fortschritte, die das Fahren tatsächlich angenehmer und intuitiver machen. Darüber hinaus wird die Gestensteuerung eine wichtige Rolle spielen. Sensoren im Innenraum erfassen Handbewegungen und ermöglichen eine berührungslose Bedienung von Funktionen. In konzentrierter Funktion hat sich beispielsweise eine additive Gestensteuerung bei BMW bereits bewährt, wenngleich sie in der Praxis immer noch hie und da zu Missverständnissen führt.
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KI-Technologien werden zudem Interfaces im Fahrzeug nahezu unsichtbar machen, indem sie antizipierter und automatischer agieren werden. Diese Interfaces treten nur dann in Erscheinung, wenn sie wirklich benötigt werden. Diese Entwicklung wird den Innenraum erheblich verändern: Ein Beispiel hierfür könnte ein Display sein, das nur bei Bedarf aus dem Armaturenbrett herausfährt, oder eine Sprachassistenz, die nur aktiv wird, wenn sie angesprochen wird. Dies führt potenziell zu einer aufgeräumten, minimalistischen Innenraumgestaltung, die dennoch hochfunktional ist. Auch wenn der derzeitige Trend des Interieur Designs immer mehr und immer größere Displays zeigt, werden zukünftig Technologien stärker in den Hintergrund treten können.
(Wertung: plus) Weniger und kleinere Displays sorgen definitiv für einen wohnlicheren Innenraum. Interessant: Die Gestensteuerung hat Fans, die sie lieben, und Fahrende, die sie infrage stellen. Fahrassistenzsysteme und autonome Fahrzeuge: Die Zukunft des Fahrens
Auch die Weiterentwicklung komplexer Fahrerassistenzsysteme wird maßgeblich durch KI vorangetrieben. Systeme der Level 1 bis 3 bieten bereits heute Unterstützung in verschiedenen Fahrsituationen, wie adaptive Tempomaten, Spurhalteassistenten und Notbremsassistenten. In den nächsten Jahren – optimistisch betrachtet – wird der Übergang zu Level 4 und vielleicht sogar Level 5 (vollständig autonome Fahrzeuge) erwartet. Diese Systeme werden in der Lage sein, das Fahrzeug ohne Eingriff des Fahrers zu steuern. In Los Angeles sind schon seit längerer Zeit komplett autonome Robotaxis unterwegs.
Das Innenraumerlebnis in rein autonomen Fahrzeugen wird sich dabei grundlegend verändern. Da die Insassen nicht mehr aktiv fahren müssen, kann der Innenraum flexibel gestaltet werden, um verschiedene Aktivitäten zu ermöglichen. Das Fahrzeug könnte sich in ein mobiles Büro, ein Unterhaltungszentrum oder einen Erholungsraum verwandeln – vom Podcast-Studio oder einer E-Sports-Arena bis zur immersiven Meditationskoje sind keine Grenzen gesetzt.
(Wertung: plus) Auch wenn die Robotaxis in manchen US-Städten noch böse boykottiert werden, haben sie in vollen Citys doch Potenzial. Denn sie ermöglichen andere Aufenthaltsräume auch für Gruppen als manche (verrauchte) Taxis. Neues Verständnis von Mobilität: KI und UX Design
Die Integration von KI in Fahrzeugen könnte das traditionelle Verständnis von Mobilität grundlegend verändern. Autonom fahrende Fahrzeuge könnten beispielsweise zu fahrenden Büros oder Wohnräumen werden, in denen die Insassen ihre Zeit produktiv nutzen können. Zudem könnten Fahrzeuge in Zukunft miteinander kommunizieren und kooperieren, um den Verkehrsfluss zu optimieren und Unfälle zu vermeiden.
Unter Umständen könnte dabei der Besitz eines eigenen Fahrzeugs an Bedeutung verlieren. Stattdessen könnten flexible Mobilitätsdienste, die auf autonomen Fahrzeugen basieren, dominieren. Dies würde nicht nur den urbanen Raum entlasten, sondern auch nachhaltigere Transportlösungen fördern.
(Wertung: plus plus) Klar ist: Weniger Verkehr ist immer besser – und dazu sollte jede Chance genutzt werden.
Die Zukunft der Mobilität ist aufregend – und künstliche Intelligenz ist ein massiver Antreiber von Innovation. Gleichzeitig muss immer noch – oder wieder – der Mensch im Vordergrund stehen. Persönlich sind wir von den neuen Möglichkeiten begeistert. Bei Icon Incar arbeitet man bereits seit langem intensiv mit KI-basierten Technologien und Prozessen, um neuartige Infotainmentsysteme und Mensch-Maschine-Schnittstellen im Fahrzeug zu entwickeln. Sie stehen erst am Anfang einer aufregenden Reise hin zu sicherer, intuitiverer und nachhaltigerer Mobilität. Der richtige Einsatz von KI wird sie dabei unterstützen – the software-defined vehicle is here.
Auf den Punkt
Es ist … die Zukunft des Automobils in vielerlei Hinsicht.
Ideal für … alle, die das Auto künftig noch mehr als Arbeitsplatz, Erlebniscenter und Wohnraum sehen.
Schön, dass … die KI, softwaretechnisch richtig gerechnet, das Autofahren so einfach und elegant macht.
Schade, dass … mit den nötigen Updates oder nötigen Reboots auf Dauer neue Baustellen und Kosten entstehen werden.
BMW tritt der Eclipse SDV Working Group bei
Die BMW Group trat als strategisches Mitglied der Eclipse SDV Working Group bei. Damit verstärkt BMW den Fokus auf die globale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Open-Source-Software für moderne Fahrzeuge. Der Münchner Konzern bringt dabei über 20 Jahre Erfahrung in der Inhouse-Softwareentwicklung ein. Besondere Schwerpunkte liegen auf dem digitalen Fahrzeugzugang, Over-the-Air Upgrades und den Fahrzeug-Backend-Strukturen.
Frank Weber, Mitglied des Vorstands der BMW AG, betont die Vorteile der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung: Moderne Fahrzeuge enthalten Millionen von Zeilen Software Codes, was die gemeinschaftliche Entwicklung von Basisfunktionen besonders relevant macht. Die Eclipse Foundation erkennt große potenzielle Überschneidungen bei der Basis-Software, was durch die Open-Source-Kollaboration effektiv genutzt werden kann.
Als strategisches Mitglied hat BMW die Möglichkeit, die Ausrichtung der Eclipse SDV Working Group maßgeblich zu bestimmen und mehrere Projekte zu leiten. Gleichzeitig wird BMW weiterhin Initiativen wie OpenMDM, OpenPass und „Autosar“ unterstützen. Die Eclipse SDV Working Group fördert Open-Source-Lösungen für die Automobilindustrie und bietet BMW eine Plattform zur Entwicklung von Serienprojekten in Zusammenarbeit mit einem weitreichenden Partnernetzwerk. Die Teilnahme an SDV-Hackathons und Community Days ist ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Zusammenarbeit. Durch den Beitritt zur Eclipse SDV Working Group erhält BMW weiteren externen Input, um das Software-Defined Vehicle weiter voranzutreiben.
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