Breitbandrouter für Fahrzeuge: Wenn der Foodtruck zum Hotspot wird

WAN statt LAN: Mobile 4G- und 5G-Router bringen mobiles Breitbandinternet in die Fahrzeuge. (Von Nadine Bradl und Gregor Soller)

 Bild: Unsplash/revolt
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Nadine Bradl

Es ist in aller Munde, aber was kann man mit 5G, dem ultraschnellen Internet, machen – außer lustige Katzenvideos in 4K auf dem Handy ansehen? Cradlepoint, das Tochterunternehmen des Technologieunternehmens Ericsson, sorgt für 4G-und 5G-Router für Kunden und Flotten, die ein mobiles Breitbandinternet benötigen, um damit Fahrzeuge zu vernetzen oder Maschinen kabellos zu verbinden. Damit lassen sich mobile Netzwerke als Teil des konvergenten Unternehmensnetzwerks behandeln, heißt: Die Kunden können alle ihre Mobilfunkrouter für Fahrzeuge, Standorte und IoT über dieselbe cloudbasierte Verwaltungsplattform überwachen und verwalten.

Mobile Router machen jedes Fahrzeug zum Hotspot

Im Frühjahr 2021 ergänzte Cradlepoint sein Angebot um den neuen R1900, einen robusten 5G-Edge-Router, der für die Nutzung in Fahrzeugen optimiert wurde. Der R1900 ist auch das erste Produkt, das die 5G-Architektur der zweiten Cradlepoint-Generation nutzt. Er unterstützt landesweite Netzwerke mit Abdeckung (Low-Band) und Kapazität (Mid-Band) bei Geschwindigkeiten von bis zu ein Gbps sowie Gigabit-LTE. Netgear gehört im Bereich der mobilen Router zu den Premiumanbietern mit einem breiten Angebot. Preisgünstiger agieren die ähnlich klingenden Marken D-Link oder T-Link, die sich im Auto-Bild-Vergleich in der Ausgabe 10/2021 aber alle keine Blöße gaben. Allen gemeinsam ist die flexible Nutzung mobil oder statisch, was auch kommerziellen Flotten das (digitale) Arbeiten vor Ort erleichtert. Netter Nebeneffekt: Bei Bedarf lässt sich die Flotte so in einen stationären Hotspot umwandeln (siehe Kasten). Falls Ihr Home-Hotspot also wieder mal an seine Grenzen kommen sollte: Vielleicht hat der nächste mobile Bäckerei- oder Blumenstand einen besseren Zugang! gs

Router in der Praxis: Wenn der Schulbus zum Open-Air-Klassenzimmer wird

In der Covid-Zeit leisteten Router in Schulbussen hervorragende Arbeit: So wurden beispielsweise die Schüler in South Bend, Indiana, wegen der Covid-19-Pandemie nach Hause geschickt und mussten ihre Schularbeiten online erledigen, wofür es einen zuverlässigen Internetzugang braucht. Da einige Schüler diesen aber gar nicht haben und viele Gemeindemitglieder mit der Überlastung des Netzes zu kämpfen hatten, brauchte South Bend eine Möglichkeit, ein stabiles Netz bereitzustellen.

So kam die South Bend Community School Corporation (SBCSC) auf die Idee, ihre Busse, die über Cradlepoint NetCloud Service for Mobile und speziell angefertigte LTE-Router verbunden sind, an strategisch ausgewählte Orte zu schicken – gern an öffentliche Plätze mit Sitzmöglichkeiten oder gar an überdachte Orte. So konnten sich Schüler und Anwohner sicher in der Nähe der Busse versammeln und mit angemessenem Abstand das WLAN nutzen. Die Chromebooks der Schüler verbinden sich automatisch mit einer SSID, während eine zweite SSID für die allgemeine Gemeinschaft reserviert ist.

Mit NetCloud kann die SBCSC die Netzwerkleistung, Datennutzung und die Onlineaktivitäten der Schüler zentral überwachen und problemlos flottenweite Konfigurationsanpassungen vornehmen.

Womit in dem Fall die Flotte South Bend half, den Schülern und Anwohnern die nötige Konnektivität zu bieten. Egal ob sie sich in einem Klassenzimmer, im Bus oder an einem Platz mit geparktem Bus befanden.

Erweitert gedacht könnte man so auch bei Notfällen Konnektivität bereitstellen. gs

 

Interview

Jan Willeke, Area Director Central Europe, und Georg Weltmaier,Sales Engineer, Cradlepoint

In einfachen Worten, was macht Cradlepoint?

Willeke: Wir bieten eine Vernetzung überall dort, wo man kein Kabel hinlegen kann oder will und das für jede Branche: egal ob IoT- oder Mobility-Lösungen. Dabei lässt sich jeder Router zentral über unsere Plattform managen. Dieser NetCloud Manager ist das Herz unserer Lösung. Hierin lassen sich beispielsweise Telemetriedaten herausnehmen oder Fahrzeugdaten wie etwa der Tankfüllstand abfragen.

Sind Sie somit auf 5G angewiesen? Das ist ja noch nicht flächendeckend verfügbar.

Willeke: Unsere Geräte sind alle abwärtskompatibel, das heißt sie können 5G sprechen, verbinden sich aber auch mit LTE oder EDGE – wenn nötig. Allerdings wird es in Zukunft sicherlich vermehrt Applikationen geben, die 5G benötigen, wenn beispielsweise bei Virtual-Reality-Anwendungen hochauflösende Bilder sehr schnell übertragen werden müssen. Auch beim Thema autonomes Fahren wird 5G wichtig.

Welche Anwendungsfälle haben Sie konkret?

Weltmaier: Wir haben beispielsweise eine Großbäckerei als Kunden, die mit den Routern eine Wifi-Umgebung an ihren Flottenfahrzeugen schafft. Damit können die Fahrer auf ihren Tablets direkt die Bestellungen aufrufen und haben ihr eigenes Netz immer dabei. Auch Busse lassen sich so komplett vernetzen. Somit kann nicht nur den Fahrgästen eine Internetverbindung angeboten, sondern auch in Echtzeit die Position des Busses bestimmt oder Kassensysteme gemanagt werden. Mit den Daten lassen sich beispielsweise auch Statistiken über Ein-/Ausstiege, Fahrzeiten oder ähnliches erstellen.

Willeke: Wir rüsten auch einen Hersteller von Baumaschinen aus. Da ist es wichtig, die teuren Maschinen jederzeit orten zu können. Auch Predictive Maintenance macht dieses Unternehmen über das System. Ein Shared-Taxi-Unternehmen managt seine komplette Datenkommunikation über unser System – inklusive Standort des Gastes und Route für den Fahrer.

Insbesondere im Rettungs- und Polizeieinsatz ist eine lückenlose Verbindung wichtig. Was ist hier möglich?

Willeke: Rettungskräfte und Polizeien haben beispielsweise Anbindung an wichtige IT-Systeme, wie Katasterdaten oder Fahrzeughalterdatenbanken. In den USA gehen die möglichen Szenarien soweit, dass der Router im Ernstfall ein geschütztes WLAN bereitstellt, in das Bodycams der Polizisten eingebunden sind und den Einsatz live in die Leitstelle übertragen. In Deutschland haben wir beispielsweise die Feuerwehr Recklinghausen mit WAN-Technologie ausgestattet. Damit haben die Helfer etwa Gefahrgutinformationen oder Karten in Echtzeit zur Verfügung. Den normalen Funk gibt es zwar auch noch, aber nur zur Absicherung.

Kommt nach den deutlichen Sprüngen von 4G und 5G noch mehr?

Weltmaier: 6G wird schon auch noch kommen. Mit 4G konnte man erstmals die Datenmengen sinnvoll nutzen – den Fahrdienst Uber würde es beispielsweise ohne diese Entwicklung gar nicht geben. 5G ist jetzt ein serviceorientiertes Netz – hier geht es nicht mehr nur um die Daten. Spannend wird es vor allem, wenn es um eine große Menge an Geräten geht, die es zu bedienen gilt – wie etwa beim autonomen Fahren oder Smart Citys. Hier ist nicht unbedingt die Bandbreite entscheidend, sondern die vielen Geräte, die in das System eingebunden werden müssen.

Gibt es aktuelle Projekte?

Willeke: Ein spannendes Projekt ist zum Beispiel „Fleet 3“, das wir gemeinsam mit Axon machen. Axon rüstet Polizeien auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, mit einer mobilen Fahrzeuglösung aus. Unsere Router machen dort die Anbindung ans Mobilfunknetz – wo verfügbar in 5G – und sie spannen ein Fahrzeug-WLAN auf, in das mobile Arbeitsgeräte wie Tablets oder Kameras eingebunden sind.

Die Fragen stellte Nadine Bradl.

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Seite 64 bis 65 | Rubrik konnektivität
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