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Carsharing: Geteilte Mobilität ist bessere Mobilität

Die Branche verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr einen starken Anstieg bei Fahrtberechtigten, Fahrzeugen und Sharing-Orten. Der Bundesverband CarSharing e. V. (bcs) sieht großes Potenzial für die Mobilitätswende in Städten, aber auch die Elektrifizierung als Herausforderung. (Von Johannes Reichel)

Appell ans Parlament: der bcs skizzierte schon mal, wie es nicht nur vor dem Reichstag aussehen sollte. Bild: Bundesverband CarSharing
Appell ans Parlament: der bcs skizzierte schon mal, wie es nicht nur vor dem Reichstag aussehen sollte. Bild: Bundesverband CarSharing
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Redaktion (allg.)

Das Wachstum des Carsharing hat sich im vergangenen Jahr beschleunigt. So lautet die Bilanz des Bundesverband CarSharing (bcs). Zum Stichtag 1. Januar 2024 waren in Deutschland 5.506.040 Fahrberechtigte fürs Sharing registriert. Das ist ein Zuwachs von 23,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der bereitgestellten Fahrzeuge erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 27,1 Prozent auf nunmehr 43.110 Fahrzeuge. Alle Marktsegmente konnten laut Verband im vergangenen Jahr deutlich wachsen, besonders dynamisch entwickelte sich das Free-Floating-Konzept. „Carsharing ist ein wichtiges Werkzeug, um den Flächenverbrauch des Pkw-Verkehrs zu reduzieren und die Attraktivität des Umweltverbunds zu stärken. Das Wachstum zeigt: Die Carsharing-Anbieter sind starke Partner der Kommunen bei der Umsetzung der Verkehrswende“, erklärt bcs-Geschäftsführer Gunnar Nehrke.

In über 1.200 Kommunen in Deutschland gibt es mittlerweile ein Angebot zur gemeinsamen Autonutzung. Mehr als 200 Kommunen haben seit Inkrafttreten des Carsharinggesetzes im Jahr 2017 Carsharing-Infrastruktur im öffentlichen Raum aufgebaut. In Bremen und Nordrhein-Westfalen gibt es zudem wichtige Beispiele für die Förderung eines systematischen Ausbaus auf Landesebene, skizziert der Verband weiter. Und kritisiert: Was fehlt, ist eine Carsharing-Strategie des Bundes für ganz Deutschland. Dabei wäre dies aus Sicht des bcs naheliegend: Deutschland ist weltweit der Leitmarkt für Carsharing, alle wichtigen Innovationen kämen von hier. „Die Förderung des Carsharing würde zur Dekarbonisierung des Verkehrs beitragen, würde Pkw-Mobilität für breite Bevölkerungsschichten langfristig bezahlbar halten und wäre zugleich ein Stück Industriepolitik, das den Standort Deutschland stärkt. Denn in Zukunft werden Städte überall auf der Welt nach Möglichkeiten suchen, um Automobilität in einer optimierten, effizienten und kostengünstigen Form neu zu organisieren“, plädiert der bcs. Zwei zentrale Probleme könne man damit angehen: Platzverbrauch des ruhenden Pkw-Verkehrs in den Städten und die Dekarbonisierung durch Verlagerung von heutigen Autofahrten auf Verkehrsmittel des Umweltverbunds.

Carsharing schafft kostengünstig Platz

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Die Feststellung des Verbands: Haushalte, die ins Carsharing einsteigen, sehen oft keinen Bedarf mehr für einen eigenen Pkw und schaffen diesen dauerhaft ab. Da private Pkw in Deutschland im Durchschnitt pro Tag weniger als eine Stunde genutzt werden, lassen sich die Pkw-Nutzungswünsche mehrerer Haushalte auf wenigen Fahrzeugen bündeln. Das Autoteilen reduziert so die Zahl der insgesamt benötigten Pkw und Stellplätze, das zeigen zahlreiche Messungen in großen und kleinen Kommunen, die der Verband durchführte. Man kann es kaum glauben, aber es ist messbar: Ein Carsharing-Fahrzeug kann bis zu 16 private Pkw ersetzen. Betrachtet man nur innenstadtnahe Wohnquartiere, falle die Ersetzungsleistung sogar noch höher aus, so der bcs. Durch die verbesserte Effizienz gegenüber dem privaten Pkw-Besitz ist Sharing die kostengünstigste Methode, um den öffentlichen Straßenverkehr vom ruhenden Pkw-Verkehr zu entlasten. Die Einrichtung eines Sharing-Stellplatzes im öffentlichen Raum kostet etwa 3.000 Euro. Der Bau einer oberirdischen Quartiersgarage kostet zwischen 14.000 Euro und 22.000 Euro pro Stellplatz. Bei einem geteilten Fahrzeug, das zehn private Pkw ersetzt, beträgt der Kostenvorteil gegenüber der Quartiersgarage also zwischen 137.000 Euro und 217.000 Euro, rechnet der Verband vor.

Carsharing verändert das Mobilitätsverhalten

Aber noch etwas Wichtiges kommt hinzu: Carsharing-Mitglieder nutzen Autos im Durchschnitt seltener als Autobesitzer:innen, Fahrrad und ÖPNV spielen in ihrem Modal Split eine größere Rolle als in der Vergleichsbevölkerung. Die veränderte Verkehrsmittelwahl senkt den Pkw-Anteil am fließenden Verkehr. Dieser Effekt stelle sich vor allem bei denen ein, die einen oder mehrere private Pkw abschaffen. Der Grund für die veränderte Verkehrsmittelwahl ist die flexible Kostenstruktur des Sharing. In Sharing-Haushalten fallen Kosten für Pkw-Mobilität nur an, wenn tatsächlich ein Auto eingesetzt wird. So wird für jeden Weg das Verkehrsmittel gewählt, das die beste, kostengünstigste und bequemste Wahl ist. Davon profitieren die Verkehrsmittel des Umweltverbunds. Für autobesitzende Haushalte fallen hingegen gleich zu Beginn hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten an, die sich nur lohnen, wenn das Auto dann auch für viele Wege eingesetzt wird. Dadurch entsteht ein hoher „Pkw-Nutzungsdruck“. So sieht der Verband das Sharing auch als wichtiges Instrument, um Treibhausgas-Einsparungen im Verkehr zu erreichen.

Carsharing wirkt

Die verkehrsentlastende Wirkung von Carsharing lässt sich messen. Die Wirkung auf den Pkw-Bestand wird in der Ersetzungsquote ausgedrückt („Pro Carsharing-Fahrzeug wurden X private Pkw in den teilnehmenden Haushalten abgeschafft oder nicht neu angeschafft“). Für die Veränderung des Mobilitätsverhaltens durch Carsharing wird die Reduktionsquote als Indikator verwendet („Pro Carsharing-Fahrzeug wurden in den teilnehmenden Haushalten X private Pkw abgeschafft“). Der bcs veröffentlicht den Evaluationsstandard „Verkehrsentlastende Wirkung von Carsharing messen“. Unternehmen können Evaluationen nach dem bcs-Standard durchführen oder einen Dienstleister beauftragen.

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Artikel Carsharing: Geteilte Mobilität ist bessere Mobilität
Seite 70 bis 71 | Rubrik infrastruktur
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