VM-Fahrbericht Mercedes-Benz Van.EA: Schnell geladen bis zum Nordkap
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
VW wagt was: Man will einmal mehr Mobilität statt nur Autos anbieten! Neben der Elektro- galt auch Sharing-Mobilität als eines der großen Zauberwörter der späten 2010er-Jahre. Viele Autohersteller gründeten Mobilitätstöchter wie Drive Now, Share Now und Co. – die meisten davon sind schon längst wieder Geschichte. Lynk&Co wollte gleich ein Sharing-Gesamtsystem statt nur Autos anbieten und erreichte hier ebenso schnell seine Grenzen wie die „All-in-Angebote“ der Schwester Volvo: Care-by-Volvo, das schnell kündbare Autoabo, stagniert aktuell bei 10 bis 15 Prozent des Gesamtabsatzes.
Grundsätzlich wäre das „Sharen“ oder „Mieten“ eines Autos nach Bedarf viel nachhaltiger als ein einzelner Pkw für jeden, umso mehr, wenn man auch noch die Möglichkeit hätte, mit einer App auch ÖPNV, Fahrrad oder E-Scooter zu nutzen. Aaaaber: Die App müsste immer funktionieren und im Auto hat der Mensch einen Privatraum, den er einfach nicht so gern aufgibt!
Jetzt will ausgerechnet VW 2025 mit Europcar eine neue Mobilitätsplattform starten: Laut Christian Dahlheim, dem Chef von VW Financial Services, soll „Vehicle-on-Demand“ Nutzenden die Möglichkeit geben, appbasiert ein Auto zu leasen oder zu mieten, im Abo- oder Sharing-Modell, wobei man hier auch mit Partnern kooperieren möchte.
Der Grund dafür ist klar: Vor allem in Städten verzichten tatsächlich immer mehr Personen auf eigene Autos – weshalb diese Zielgruppe für den Konzern komplett verloren wäre, wenn sie gar keine VW-Verkaufspunkte mehr ansteuert. Und: Man macht Führerscheinneulingen und der Jugend ein niederschwelliges Angebot, um mobil zu werden, was bei Führerscheinpreisen von mittlerweile 4.000 Euro plus x (!) bezahlbarer ist als die ebenfalls immer teurer werdenden Neuwagen.
Dahinter stehen zwei Überlegungen: VW hat damit leichter mehrere Möglichkeiten, Mobilitätsangebote zu machen und bleibt so im Besitz seiner eigenen Daten, wenn die Autos grundsätzlich im Konzern verbleiben, bis sie ihn als Gebrauchte verlassen. Laut VW sollen bis zu 80 Prozent der Stromer und rund 50 Prozent der Verbrenner erstmal in den Büchern von VW Financial Services verbleiben, bevor man sie dann als Gebrauchtwagen weitervermarktet. Wichtig ist nur, dass man bis dahin mit den Autos mehr Geld verdient, als wenn man sie zum Schleuderpreis verleast hätte.
Grundsätzlich ein toller Ansatz – wir hoffen jetzt mal, dass die Rechnung für den Konzern aufgeht und er eines Tages doch noch Mobilitäts- statt reiner Autoanbieter wird.
Gregor Soller
Chefredakteur VISION mobility