Breites Bündnis appelliert an Regierung: Forschung zur E-Mobilität fortsetzen
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Sie auf der Suche sind nach einem Beispiel für „Sparen am falschen Fleck“, dann werden Sie aktuell bei der Bundesregierung reichlich fündig. In ihrer akuten Haushaltsnot kommt alles unter den Rasenmäher der selbst auferlegten, europa- und weltweit wohl einmalig strengen „Schuldenbremse“, was keine sehr laute oder sehr traktions-(oder traktor-)gewaltige Lobby hinter sich hat. Wobei, ob man jetzt unbedingt bei den Bauern hätte anfangen müssen mit dem Abbau klimaschädlicher Subventionen, ist höchst fraglich. Das allgemeine Dieselprivileg zu streichen, wäre gerechter und klimadienlicher gewesen, in einem Hopps mit dem Dienstwagenprivileg und der Pendlerpauschale, die nur Leuten nützen, die es nicht nötig hätten – und dem Klima schaden. Allein, das sind ja die „heiligen Kühe“ der FDP ...
Die E-Auto-Prämie hätte auch eher reformiert gehört, als sofort komplett gestrichen, auch wenn die Hersteller jetzt in die Bresche springen, im Falle von VW auf Kosten der verbliebenen Marge, was auch schon wieder die Zukunftsfähigkeit schmälert. Jetzt wird sogar der Vorstand geschrumpft, ausgerechnet im Bereich „New Mobility“. Fahrradinfrastrukturförderung, ÖPNV-Ausbau, Deutschlandticket, überall regiert und radiert der Rotstift. Jetzt ausgerechnet auch noch die Förderung der E-Mobilitätsforschung zu stutzen, wo viele Grundlagen der Transformationstechnologie in der Elektromobilität gelegt werden und wo Deutschland immer stark war, ist das jüngste „Lowlight“ der Regierungspolitik. Das alles zeugt leider eher von Panik denn von Strategie. Und von einem grundsätzlichen Missverständnis, das vor allem in der FDP vorzuherrschen scheint: Investitionen in die Transformation sind keine schnöden Kosten, sondern die Einnahmen von morgen und das beste (und einzige) Mittel gegen die Klimakrise. Und: Es gibt keine Schuldenbremse auf einem ruinierten Planeten.
In China hat man das besser verstanden – und gepimpt von üppigen Subventionen poppt ein Unternehmen oder eine neue Marke nach der anderen auf: Jüngst launchte LEVC – wie Phönix aus der britischen Asche – seine hochambitionierten Vanpläne. Chery drängt mit mehreren Marken aufs Feld. Da wirkt die Mitteilung, dass der neue Porsche Macan endlich und heillos verspätet aus den Puschen kommt, fast wie ein Eingeständnis der eigenen Versäumnisse. Dennoch ist es nicht zu spät: Nur heißt es jetzt, entschlossen Strom zu geben. Und nicht von den ewig gestrigen Schwurblern ablenken lassen. Die bringen uns nicht voran, sondern werfen uns nur zurück. Und da wollen wir nicht hin.
Eine informative Woche mit Blick nach vorn wünscht Ihnen
Johannes Reichel
Stv. Chefredakteur VISION mobility