Allianz-Trade-Studie: E-Fahrzeuge gewinnen an Bedeutung - hiesige Hersteller wenig profitabel
Liebe Leserinnen und Leser,
Ostern gilt als Fest der Hoffnung, doch mit Hoffnung alleine wird man die Mobilitätswende nicht wuppen. In der Realität verabschieden sich immer mehr Experten vom einst vollmundig ausgerufenen 15-Mio-E-Auto-Ziel bis 2030 – und in Deutschland droht das nächste Debakel nach der Wärmepumpe: das Elektroauto-Fiasko. Hier wie dort hat die Politik ein technologisch überlegenes Konzept so lange schlecht geredet und mit einander konterkarierenden Maßnahmen begleitet, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher völlig verunsichert sind. Und offenbar auch an Stromern die Lust schon wieder verloren haben, wie die Verkaufsflaute zeigt.
Beispielhaft sei, weil grad Ostern ist, der „sächsische Eiertanz“ angeführt: Ministerpräsident Kretschmer (CDU) könnte ja einfach stolz sein, Europas erste reine E-Autofabrik in Zwickau zu „beherbergen“ und den Leuten Mut zum Stromer zu machen. Die sind, etwa was den ID.3 betrifft, mit dem Facelift in Sachen Effizienz und Qualität längst viel besser als ihr leider anfangs schlechter Ruf – und besser als die inflationären China-Mobile allemal, bei denen längst nicht alles Gold ist, was fernöstlich glänzt, wie wir anhand des „Volks-Wagens“ MG4 erfahren konnten.
Stattdessen stellt der CDU-Mann im besten Rechtsaußen-Slang den Verbrennerausstieg infrage und faselt „Europa-kritisch“ von „überzogenen politischen E-Auto-Zielen in Berlin und Brüssel“. Diese seien „eine Belastung für die Unternehmen und machen uns noch abhängiger von China“. Kann man sich selbst noch präziser ins Knie schießen? Logisch ist das jedenfalls nicht – und es verunsichert neben der breiten Bevölkerung auch jeden Fuhrparkmanager, der vor der Entscheidung „Stromer oder Verbrenner“ steht. Genau das Gegenteil ist der Fall: Zu langes Zögern wird bestraft, und die ambitionierten und schnell lernenden China-Marken ziehen vorbei, vor allem in Sachen erschwinglicher UND profitabler Produkte, wie auch eine Allianz-Trade-Studie monierte.
Gewichtige Stimmen wie von VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo oder dem VW-Nutzfahrzeuge-CEO Carsten Intra warnen davor, den Verbrennerausstieg nochmal zu verschieben. Planungssicherheit für Industrie und Kunden sei extrem wichtig, Tempo auch, meinte Intra. Mit weiterer Verzögerung schießt sich Europa ins technologische Aus, getrieben von den vergangenheits-verliebten Rechtspopulisten, die uns Geschichten vom Pferd und vom Osterhasen erzählen. Dabei ergab erst unsere jüngste VM-Umfrage: Wer einmal einen Stromer fährt, will nie wieder zurück. Zu lässig ist das Fortkommen, zu gut das Gewissen und (wenn endlich noch der Fahrstrompreis passt) zu günstig die Kosten, für Unternehmen und Umwelt! Wie cool das wird, zeigte jüngst etwa BMW mit der „Neuen Klasse“ Vision X: E-Mobilität „at it’s best“, „made in Germany“, was denn sonst?!
Darum unsere Botschaft der Hoffnung zu Ostern: Warum können wir in Deutschland nicht mal wieder ins Gelingen verliebt sein statt ins Scheitern?
Geben wir weiter Strom. Und lassen wir uns nicht verdrießen, nun da die Osterglocken sprießen! Spannende Lektüre wünscht,
Johannes Reichel
Stellvertr. Chefredakteur VISION mobility