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VW T-Roc: Neuer Volks-Rocker?

Der T-Roc soll unter dem Tiguan das SUV-Wachstum der Marke VW rocken.

Kann als 4motion sogar ein bisschen Gelände: Der T-Roc. | Foto: G. Soller
Kann als 4motion sogar ein bisschen Gelände: Der T-Roc. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

Erstmals haben die SUV im Absatz die Kompakten überholt – und VW schiebt pünktlich den T-Roc zwischen Golf und Tiguan. An Sitzhöhe ab Boden überbietet der T-Roc den Golf um 84 Millimeter, spart dafür bei Innenbreite und Radstand minimal, was man im Gegensatz zur Sitzhöhe nicht merkt.

Und, um es gleich klarzustellen: Auch der T-Roc rockt auf der MQB-Plattform, hat mit dem Golf aber nichts gemein. Die größte Herausforderung war es laut dem Leiter der Konzeptentwicklung Paulo Nazare Vaz, das Package so zu schnüren, dass man höher sitzt, das Auto trotzdem sportlich flach wirkt und bei minimal größeren Außenmaßen die gleichen Innenabmessungen bietet wie der Golf. Wer sich in Packaging etwas auskennt, hört schon heraus: Einfach war das nicht und jeder Millimeter wollte erkämpft sein.

Etwas leichter machte man es sich bei den Antrieben: Es wird klassisch drei Diesel und Benziner geben, die eine Range von 115 bis 190 PS abdecken, eine elektrifizierte Zukunft wird laut Projektmanager Manuel Barredo Sosa gerade für die China-Version geprobt. Ansonsten elektrifiziert VW konsequent mit dem neuen E-Baukasten in der I.D.-Familie. Der T-Roc als klassisches MQB-Mitglied muss hier und heute das Geld für die I.D.-Sippe von morgen mitverdienen.

Sollte gelingen, denn die Antriebsstränge sind für ihre Sparsamkeit bekannt und auch der T-Roc macht aus seinem Innen- und Kofferraum minimal mehr als der fast gleich große Hyundai Kona. Das hängt laut Vaz auch damit zusammen, dass in den MQB sehr viel Gehirnschmalz floss, um den Abstand zwischen Mitte Vorderrad und dem Gaspedal möglichst gering zu halten – was wiederum viel Platz für alles, was dahinter kommt, bedeutet.

Wie hart der Wettbewerb im Segment ist, zeigt die Detailqualität: Sorry, aber hier befindet sich der  T-Roc hier teils auf Dacia-Niveau: Die Motorhaube wird innen nicht mehr lackiert, in den Türen gibt es praktisch nur noch Hartplastik (hinten spart man sich die Farbeinleger) und der Dachhimmel wird unter der Scheibenoberkante nicht mehr eingeschlagen, sondern einfach abgeschnitten. Merkt alles eh keiner – dumm nur, dass ein VW-Designer bei einer anderen Veranstaltung exakt diese Punkte alle als kleine aber feine Unterscheidungsmerkmale propagiert hat – als man darauf noch Wert legte. Und auch VW-Urgestein Vaz, der in Portugal geboren wurde, aber seit seinem zweiten Lebensjahr in Deutschland lebt – und VW-Blut in seinen Adern hat, musste hier stärker nachgeben, als ihm lieb war. Denn der T-Roc sollte ausstattungsbereinigt eher günstiger und nicht teurer als der Golf werden – was für die Niedersächsischen Perfektionisten eine ganz harte Ansage war.

Produziert wird in Portugal, wo laut Produktreferent Hannes Vogelmann eigens eine komplett neue Lackiererei (für die Zweifarboption) und eine massive Werkserweiterung und –erneuerung anstand. So schafft man einen günstigen Einstandspreis von gut 17.100 Euro für den Sechsgang-TSI mit 115 PS. Darüber rangieren die Ausstattungen Style und Sport, die brutto 2200 respektive knapp 2500 Euro teurer sind. „Goldene Mitte“ und unsere Empfehlung wäre derzeit der TDI SCR 4motion, dank Harnstoffeinspritzung sicher sauber und 150 PS stark. Käme voll ausgestattet allerdings auf knapp 32.000 Euro – wäre dann aber extrem sicher und voll connected. Sehr interessant, dass es neben so coolen Aluradnamen „Montego Bay“, „Suzuka“, „Mayfield“, „Chester“ und „Grange Hill“ auch „Kulmbach“ gibt. Laut Vogelmann gab es einen internen Namenswettbewerb, in dem sich Kulmbach einfach durchsetzte – so banal diese Erklärung auch klingen mag.

Also eingestiegen, Zündschlüssel gesteckt, gedreht und losgefahren: Typisch VW. Man sitzt auf großen Sitzen samt ordentlicher Schenkelauflage (bei den etwas weichen Kopfstützen wurden die nächsten Cent gespart). Die Lehne des Beifahrersitzes wird leider nicht per Rändel, sondern per Hebel verstellt, sonst passt Alles. VW ist und bleibt auch im T-Roc VW. Das VW-DSG-typische Anfahrrucken ist jetzt auf ein Minimum reduziert und je nach Einstellung agiert DSG schaltfaul bis übereifrig: Dann springt sie wild mehrere Gänge zurück und schießt die Fuhre bei Bedarf flott voran. Im 190-PS-Benziner wirkt die Siebengang-Box eine Idee wacher als im TDI. Fahrwerk und Lenkung sind so untadelig-perfekt abgestimmt, dass man sich die individuellen Verstellmöglichkeiten sparen kann. Wie beim Hyundai Kona liegen gewichtsmäßig zwischen Fronttriebler und Allrad Welten: Die Basis startet bei leichten 1270 Kilo, während der 190-PS-Benziner ab 1495 Kilo wiegt und der 150-PS-TDI mit 1530 Kilo gar die 1,5-Tonnen-Marke reist.

Trotzdem hält sich der Verbrauch im Rahmen: Beim TDI 4motion Doppelkuppler dürfte er sich zwischen günstigen 6,5 und weniger günstigen acht Litern einpendeln, während die 190-PS-„Benzinerpizza mit Allem“ eher zwischen acht und 9,5 Litern liegen dürfte – womit der T-Roc jetzt auch keine neuen Maßstäbe setzt, doch das soll er laut Vogelmann auch gar nicht. Damit täte er sich auch etwas schwer: Laut Vaz gab es den glasklaren Auftrag, die Lücke zwischen Golf und Tiguan mit absolut konkurrenzfähigem Package und Preisen zu schließen. Was gelang:  Der bunte Hund im VW-Programm sieht gut aus, hat einen bewährt-kompetenten Antriebsstrang, und bietet ein veritables Connectivity-Programm samt Digitalinstrumenten und Multimedia hinter Glas. Das Alles zum attraktiven Tarif – nicht auf Kosten der Gesamt-, aber der Detailqualität.

 

Was bedeutet das?

Der T-Roc das VW-SUV-Portfolio rocken. In wieweit ihm das im Segment gelingt, bleibt abzuwarten – hier wird mit härtesten Bandagen gekämpft und interessanterweise bewegen sich gerade alle Hersteller aufeinander zu: Die einstigen Billigheimer werden wertiger, während die einstigen Premiums eher auf der Kostenbremse stehen. Hauptsache, man kann im Segment der Kompakt-SUV mitrocken – denn genau da spielt aktuell die Musik!

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