Werbung
Werbung

Telekom will bundesweites Ladenetz für E-Autos aufbauen

Kommunikationsunternehmen plant, alte Standorte von Telefonzellen und Verteilerkästen für die Installation von Ladesäulen zu nutzen. Pilotprojekte in Bonn und Darmstadt.

Heimvorteil: Die Telekom will auch ihre grauen Verteilerkästen für den Aufbau eines Ladenetzes nutzen. | Foto: Telekom
Heimvorteil: Die Telekom will auch ihre grauen Verteilerkästen für den Aufbau eines Ladenetzes nutzen. | Foto: Telekom
Werbung
Werbung
Johannes Reichel

Der Kommunikationskonzern Deutsche Telekom steigt in den Markt für Ladeinfrastruktur ein und will an den Standorten von ehemaligen Telefonzellen und Verteilerkästen Ladesäulen für Elektroautos errichten. Erste Anlagen gingen als Prototypen jetzt in Bonn als DC-Schnellladesäule und AC-Normalladesäule Darmstadt in Betrieb. Sie sollen den Anfang für ein bundesweites Netz bilden, das noch in diesem Jahr auf 100 Schnellladepunkte mit bis zu 150 kW Ladeleistung steigen soll. Bis in drei Jahren sollen es dann bereits 500 Schnellladestellen für E-Autos sein, parallel zu den sogenannten AC-"Destinationsladestellen". An den Schnellladesäulen soll sich innerhalb von zehn Minuten Energie für 100 Kilometer Strecke ziehen lassen, gab der Konzern bekannt. Man sieht darüber hinaus ein Potenzial für 10.000 AC-Ladestationen an Telefonzellen und Verteilerkästen im Bundesgebiet. Dort sollen dann zwei Fahrzeuge gleichzeitig Energie für 75 Kilometer laden können, sie verfügen über Ladestecker Typ 2 mit jeweils 11 kW. An den Normalladern soll ein Pauschalpreis von sieben Euro erhoben werden, bei den Schnellladern soll es 15 Euro kosten, sein E-Auto komplett aufzuladen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Erneuerbare Energie und Nutzung vorhandener Infrastruktur

Neben den Telekom-Standorten mit Mittelspannungsanlagen, die sukzessive mit Schnell-Ladestationen aufgerüstet werden, nutzt die Telekom vor allem ihre für Festnetz- und Internetverbindungen nötigen Kabelverzweiger. Die bekannten grauen Kästen am Straßenrand erhalten dazu eine eigene Stromversorgung und eine digitale Messstelle. "Diese nachhaltige Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur erspart zusätzliche Aufbauten im Stadtbild", wirbt der Konzern für die Lösung. Der zusätzlich benötigte Strom stamme aus erneuerbaren Energiequellen. Und man baue dort auf, wo bereits Infrastruktur vorhanden sei, erklärte Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der verantwortlichen Telekom-Tochter DFMG Deutsche Funkturm GmbH und Comfort Charge GmbH gegenüber der SZ. Die Zahl der Ladepunkte hänge auch von der Genehmigung von Parkplätzen in der Nähe ab, was man gemeinsam mit den Kommunen eruieren wolle.

In Bonn geht die erste Schnellladesäule in Betrieb

"Für Darmstadt ist die Inbetriebnahme der drei innerstädtischen Ladesäulen eine weitere, wichtige Wegmarke für die Entwicklung zur digitalen Modellstadt. Gerade die Verbindung von Digitalisierung und Elektromobilität erschließt uns Möglichkeiten, Verkehr in der Stadt künftig intelligenter, effektiver und klimafreundlicher zu organisieren“, erklärt der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch. In Bonn wiederum nimmt die Telekom sowohl die erste umgerüstete Ladestation in Betrieb als auch die erste Schnell-Ladesäule ans Netz. „Beim Aufbau unseres bundesweiten Ladenetzes kombinieren wir Schnell-Ladepunkte mit Normal-Ladepunkten und schaffen eine zukunftssichere Infrastruktur“, erklärt Jacobfeuerborn.

Was bedeutet das?

Konkurrenz belebt das Geschäft: Mit dem Einstieg der Telekom kommt weiterer kräftiger Drive in den Aufbau des Ladenetzes, möglicherweise mit positiven Auswirkungen auf die sich bisher herausbildenen lokalen Monopolstrukturen. Clever ist auch, vorhandene Infrastruktur der Verteilerkästen zu nutzen, die buchstäblich an jeder Ecke stehen. Das Preismodell sollte der Anbieter allerdings noch einmal überdenken und auf eine kWh-basierte Abrechnung setzen. Diese ist transparenter und fairer, schließlich kommt ein Tesla mit 100-kWh-Akku sonst so günstig weg wie ein eGO Life mit 15 kWh-Batterie. Bleibt zu hoffen, dass sich die kooperativ zeigen und nicht schon in diesem frühen Stadium ihre eigenen Ladenetze protegieren - im Sinne des großen Ganzen und eines schnellen "Markthochlaufs" wäre das in jedem Fall zielführend.

Werbung
Werbung