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So fährt sich der Opel Grandland X

Warum der Grandland X zu den wichtigsten Säulen im im Opel Programm emporklettern könnte.

Zu ersten Testfahrten trat der Grandland X als Benziner (blau) und Diesel (rot) an. | Foto: G. Soller
Zu ersten Testfahrten trat der Grandland X als Benziner (blau) und Diesel (rot) an. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

Ausgerechnet die Boulderhalle in Darmstadt wählten die Hessen zur Präsentation des Grandland X. Und traf damit den Grandland X perfekt: Denn dabei handelt es sich um eine ehemalige Fabrikanlage, die jetzt neu genutzt wird. So wie auch Opel sich gerade neu erfindet. Genau, worauf Kommunikationschef Patrick Munsch hinaus will: Die Stadt im Schatten von Frankfurt zählt zu den „Hidden Champions“ in Deutschland, die mit rund 40.000 Studenten bei 160.000 Einwohnern viel neu anstößt, bei der Digitalisierung ganz vorn dabei ist und das Kontrollzentrum für die ESA-Satelliten beherbergt.

Und die Sportart Bouldern, also das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken oder in Hallen, treffe den Grandland X perfekt: Denn dazu brauche es laut Munsch „Intelligenz, Kraft und Technik“. Große Worte – kann der Grandland X diese auch einlösen?

Nach einem ersten Fahreindruck kann er tatsächlich und darf nach Astra und Insignia als dritte Punktlandung der Marke gelten. Denn trotz Eigentümerwechsel und sonstigem Finanz-Hin-und Her bleiben die Hessen irgendwo ganz bei sich - und entwickeln einfach gute Autos.

Dass die jetzt auch in Sochaux, dem Peugeot-Mutterwerk gebaut werden, tut den grundsoldien Qualitäten keinen Abbruch: Obwohl er wie der Peugeot 3008 auf der „Efficient Modular Platform 2“, kurz EMP2, steht, hat er doch einen ganz anderen Charakter. Zwar übernimmt er Hardware wie Fahrwerk und Antriebe, aber schon bei der Anlenkung, der Abstimmung und der Elektronik geht Opel andere Wege: Das spürt man am stärksten beim Bedienkonzept, dass sich grundlegend vom 3008 unterscheidet. Opel setzt hier weiter auf die bis zu acht Zoll große Zentralscreen samt mehrerer Direkteinsprungtasten fürs Infotainment.

Darunter liegt in einer zweiten Ebene die klassisch bedienbare Klimatisierung. Alle Anzeigen zeigen analog mit echtem Zeiger an und auch bei Schaltern und Tastern bleibt Opel Opel, einzige Ausnahme: Der Drehschalter für das Grip-Programm, das per Elektronik analog zum 3008 die Traktion der angetriebenen Vorderräder verbessern soll. Allrad wird es nämlich auf absehbare Zeit nicht geben, allenfalls beim Plug-In-Hybrid, der aber frühestens 2019 folgen soll und Opels erstes PHEV werden wird. Das Package bietet laut Entwickler Uwe Müller auch genug Platz für eine Elektrifizierung. Genug Platz für vier große Passagiere samt Gepäck bietet es obendrein. Das Kofferraumvolumen gibt Opel mit 514 bis maximal 1652 Litern an.

Trotz der Großzügigkeit im Raumangebot startet der Grandland X mit dezenten und kompakten Direkteinspritzer-Verbrennern: Dem 1,2-Liter-PSA-Dreizylinder, der 130 PS leistet und dem 1,6-Liter-HDI-Vierzylinder, hier wieder klassisch „Turbo Diesel“ genannt, dem auch unsere Empfehlung gilt: da die 4,48 Meter großen Grandlands beide unter 1400 Kilo Leergewicht starten und damit zu den Leichtgewichten im Segment gehören, passen die kompakten Motorisierungen perfekt. Der Diesel bietet in allen Lebenslagen genug Punch, den er sanft, aber nachhaltig entfaltet.

Die Sechs-Stufen-Automatik passt dazu perfekt, zumal sie trotz ihrer mittlerweile „wenigen“ Fahrstufen fein auf den Motor abgestimmt wurde und immer die passende Übersetzung bereithält. Auch der Handschalter bietet sechs Gänge, die aber eher französisch-soft als hessisch-präzise rasten, was auch für den Benziner gilt. Das Kapitel Antrieb hat der Grandland X also absolut souverän abgehakt, zumal er dabei sparsam bleibt: Mit zartem Gasfuß schafft man eine fünf vor dem Komma, in der Regel wird man sich irgendwo im Feld zwischen 6,0 und 6,9 Litern wiederfinden – da hilft das geringe Gewicht sehr. Der Benziner braucht prinzipbedingt rund einen bis 1,5 Liter mehr.

Das Fahrwerk findet einen feinen Kompromiss aus gesunder Straffheit und Komfort. Viel Mühe gab man sich laut Müller auch bei der Geräuschdämmung: „Es ist erstaunlich, was eine etwas teurere Türdichtung  hier bewirken kann“, erinnert sich der Konstrukteur und wir müssen ihm Recht geben: Der Grandland X fährt sich wirklich sehr leise. Dazu passt das hochwertige, aber nicht überkandidelte Interieur mit hinterschäumten Kunststoffen und wertigen Türverkleidungen. Auf letztere verzichtet sogar Audi beim vermeintlichen Premium-SUV Q2.

Bei den Preisen hält Opel Maß und startet bei knapp 19.920 Euro für den handgeschalteten Selection-Benziner. Wir würden für die Preisbewussten einmal mehr zur „Business-Edition“ mit Handschalt-Diesel raten, wo wir bei knapp 23740 Euro netto lägen. Oder gleich mit dem Automatik-Diesel als „Business Innovation“ in die Vollen gehen, womit wir bei knapp 29.050 Euro netto immer noch unter der 30.000-Euro-Schwelle bleiben. Die Diesel sollen dank Adblue wirklich sauber sein, Realmessungen unabhängiger Einrichtungen stehen dazu allerdings noch aus.

Was bedeutet das?

Nach den ersten Ausfahrten rund um Rüsselsheim muss man die im Verhältnis vergleichsweise kleine, aber feine Opel-Mannschaft loben: Mögen die künftige Firmenpolitik und Strategien oft wechseln und darum vielleicht aktuell auch etwas wenig visionär sein – gute, in dem Fall sogar ziemlich perfekte Autos können sie: „Hessische Hidden Champions“ halt. 

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