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e-Monday: Laden mit Magnetbeton - und künstliche Intelligenz nicht zu stoppen

Beim "e-Monday" der Messe eMove360 präsentiert Hersteller Magment seinen Spezialbeton für induktives Laden - und Vordenker Philipp Hahn skizziert, warum die Künstliche Intelligenz nicht aufzuhalten ist.

In Bewegung: Beim e-Monday im Englischen Garten in München standen innovative Ideen und Fahrzeuge im Fokus. | Foto: J. Reichel
In Bewegung: Beim e-Monday im Englischen Garten in München standen innovative Ideen und Fahrzeuge im Fokus. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Die Veranstaltung e-Monday hat sich etabliert in Kreisen der E-Mobility-Community. Und das hat auch mit der Mischung aus Networkung und spannenden Fachvorträgen zu tun, die der Veranstalter der Messe eMove360 im Monatsturnus anbietet. Die dritte Ausgabe der Messe (16.-18. Oktober in München) entwickle sich im übrigen erfreulich, was die Ausstellerbeteiligung betrifft, wie der Geschäftsführer der veranstaltenden Munich Expo Robert Metzger darstellte. Man habe mit Siemens sogar einen prominenten Rückkehrer zu begrüßen, der 2012 noch nicht so recht überzeugt gewesen sei, dass die Elektromobilität sich durchsetze. Auch auf die Zusage des Mineralöl- und Energiekonzerns Shell sei man stolz, ebenso wie auf die Präsenz von Phoenix Contact oder von Automobil-Revoluzzern wie eGO aus Aachen. Auch international verzeichne man Zuwächse, etwa mit der Region Katalonien, mit Japan oder der Schweiz. Konzeptionell setze man neue Akzente bei den Konferenzen, skizzierte Metzger weiter. Einen Tag widme man komplett dem Thema Brennstoffzelle, zwei Tage geht es um Batterien, auch Konnektivität, autonomes sowie elektrisches Fahren kämen mit Anderthalb-Tages-Sequenzen zu ihrem Recht, warb Metzger weiter. Mithin habe man das "Who-is-Who" der Ladeinfrastruktur im Bereich Mobilität versammelt.

Transrapid reloaded: Laden mit der magnetisierten Autobahn

Beim letzten e-Monday vor der Sommerpause stellte die Unterhachinger Firma Magment sodenn ihren magnetisierbaren Spezialbeton für induktives Laden vor, der sämtliche Diskussionen um die Schaffung von kabelgebundener Ladeinfrastruktur in eine andere Richtung lenken könnte. Als Vision stellte CEO und Diplom-Physiker Mauricio Esguerra eine Art "Transrapid" mit anderen Mitteln in den Raum. Warum nicht Elektro-Fahrzeuge in Fahrt aufladen auf gesonderten Spuren. Warum nicht einen e-Highway ohne Oberleitung gestalten. Oder E-Busse beim Zwischenstop an der Haltestelle aufladen. Das sei allemal kostengünstiger und sicherer als aufwändige und wartungsintensive Pantografen-Systeme zu errichten. Schließlich könne man damit auch die Batterien der Busse verkleinern und das Aufladen dezentralisieren, argumentierte Esguerra. "Nach unseren Berechnungen könnten die Batterien für E-Busse um 80 Prozent kleiner sein. Ein E-Bus mit tagesschichttauglicher Batterie kostet heute das doppelte eines Diesel-Busses. Mit unserem System lägen wir auf Augenhöhe mit etwa 250.000 Euro", warb der Physiker. Damit das System mit dem Magnetbeton funktioniert genüge es, acht Prozent der Strecke mit den spannungsübertragenden "Charging Slabs" zu belegen.

Statt Pantograph: Beim E-Bus könnten die Akkus schrumpfen

"Pro Bushaltestelle rechnen wir mit 100.000 Euro Baukosten, ein Kilometer Magnetbeton kostet etwa eine Million Euro. Für alle, die mit öffentlicher Verkehrsinfrastruktur zu tun haben, sind das überschaubare Summen", erklärte der Betonspezialist weiter. Zudem sei der Magnetbeton auf 20 Jahre wartungsfrei betreibbar, wie in der Betonindustrie üblich in hoher Stückzahl produzierbar und skalierbar im großindustriellen Maßstab. Möglich sind aber auch kleinere Aufträge: Der fließfertige Magnetbeton, dem eine raffinierte Mischung aus völlig gängigen, im Gegensatz zu Lithium oder Kobalt unkritischen chemischen Elementen beigemischt ist, lässt sich in alle möglichen Bauteile implementieren, etwa in Wechselrichter. Eigens hat man dafür eine App programmiert, mit der der Nutzer seine Teile selbst "virtuell gießen" kann. "Außerdem setzten wir bei der Herstellung auf Kreislaufwirtschaft und Recycling, etwa von Elektroschrott oder Ferrit", beschrieb Esguerra. Das sei kostengünstig und den Magnetbeton könne man immer wieder verwenden.

Wirkungsgrad? Bald auf Augenhöhe mit Kabelladung

Aber genügt denn auch der Wirkungsgrad, um ein effizientes induktives Laden sicherzustellen? Zumindest Mauricio Esguerra sieht dieses bisher bei dem Thema dominierende Problem weitgehend als gelöst an. "Wir peilen einen Wirkungsgrad von 95 Prozent an bei 20 Zentimeter Abstand zwischen der komplett einbetonierten Spule und der Ladeplatte im Fahrzeug", so der Spezialist. Das System sei zudem mittlerweile sehr sicher und schalte ab, wenn etwa eine Katze den Weg kreuze. Und, noch ein Vorteil: Induktives Laden sei bereits weltweit genormt, man könne also sofort loslegen. "Wenn induktives Laden genauso effizient ist, dann besteht kein Grund mehr für den Aufbau einer konduktiven Infrastruktur", merkte der Physiker mit Skepsis gegenüber der aktuellen Fokussierung auf kabelgebundenes Laden an.

Pilotprojekt: Desinteresse in Deutschland - dann eben Finnland und China

Dass das funktioniert, den Beweis hätte Eguerra gerne in Deutschland angetreten. Allein, es habe sich keine Kommune für das Projekt erwärmen können. Und so realisiert der findige Physiker jetzt erste Projekte in der Nokia-Heimat Salo in Finnland auf öffentlicher Straße. Die Probanden: Ein Elektro-Bus des chinesischen Herstellers BYD sowie ein autonom fahrender Minibus von TAM "sensible4". "Das induktive Laden unterstützt das autonome Fahren", brachte Esguerra auf den Punkt. Ein weiteres Projekt in Changzhou erprobt den Magnetbeton zudem innerhalb eines Gebäudes. "Selbstredend denken wir auch an die Anwendung in Tiefgaragen, die problemlos möglich sein sollte", blickt der Betonexperte voraus.

Künstliche Intelligen: Nicht aufzuhalten, zu gestalten!

Auf einem ganz anderen Feld voraus blickte wiederum der Vordenker und Unternehmensberater Philipp Hahn, der auch große Autokonzerne wie BMW oder Daimler ("CASE") berät in Sachen "Revolution". "Die künstliche Intelligenz kommt, sie ist sogar schon da. Es geht nur noch darum, ob wir rechtzeitig aufwachen, um sie mitzugestalten. Oder ob wir das China oder den USA überlassen", appellierte Hahn, der die Attitüde eines "Business Punks" trägt und das Aufrütteln hiesiger Unternehmen als seine Mission ansieht. "AI cannot be stopped" ist passend sein Hashtag und Slogan. Er warb dafür, die gravierenden Veränderungen wahrzunehmen, die nach mehr verlangten als "Pseudo-Veränderungen", die er in hiesigen Unternehmen oft wahrnimmt. Dazu zählt er die Entstehung von "Super-Mega-Cities", vor allem in Fernost, Japan und China allen voran. "Die Kommunen werden dadurch zu mächtigen Einflussfaktoren und Treibern in ihren Ländern".

Auch die Verknappung der Bodenschätze, die Grenzen der Medizin in der alternden Gesellschaft, "Gender-Shift", die Verlagerung hin zu weiblichen Fachkräften sieht er als nicht zu unterschätzenden Faktoren. Zudem verweist er auf die Übernahme durch die "Generation Z", denen Status und Besitz viel weniger wichtig seien. Vielmehr zähle: "Alle wollen günstig". Er kritisierte überkommene Herangehensweisen in über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen. "Let data drive decisions, not Hippo", appellierte er und plädierte damit für faktenbasierte, teamgetriebene Entscheidungen statt der Orientierung an der "Highest payed persons Opinion" - am Ende entscheidet der Chef.

Gnadenloser Algorithmus: AI legt Inneffizienzen offen

Die Künstliche Intelligenz werde all diese ineffizienten Prozesse gnadenlos offenlegen und sicher für einen Wegfall von Jobs sorgen, so Hahns Prognose. "Statt analoger Prozesse mit unendlichen Meetings werden wir zu neuronalen Vorgehensweisen mit zügigen Entscheidungen kommen", skizzierte der Vordenker. Autonom fahrende Autos, bionische Insekten, Nanobots, Medizinroboter, künstliche Photosynthese, für Hahn sind das alles sehr reale Szenarien, die schnell kommen würden. Und im Automobilbereich hält er auch vieles für möglich: BWM habe sich zwei Metaziele gesetzt: Den Bau von veganen Autos und die Umwandlung zum Mobilitätsprovider. Künftig gebe es dann noch drei Marken-Statui für den Nutzer: Mini, BWM und Rolls Royce. "Und je nachdem wird man von einem individuell passenden Fahrzeug abgeholt", räsonnierte der Business-Revoluzzer.  

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