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Genf 2019: Überraschungen aus Asien

Gregor Soller

Die asiatischen Hersteller halten Genf die Treue – und kommen fast allesamt mit Studien in die Schweiz

Den Platz, den Ford und Jaguar Land-Rover mit ihrer Absage ließen, haben vor allem Honda und Mazda gefüllt: Hondas e-City-Studie im fast serienreifen Stadium erfreute sich laut Pressesprecher Peter Hofmann extrem hohen Interesses – so etwas sei man schon gar nicht mehr gewöhnt. Klar – das neue elektrische Einstiegsmodell punktet mit einem klugen Package und herrlicher 70er-Jahre-Retrooptik. Dazu kommen eine hochwertige Inneneinrichtung und das Fahrverhalten soll auch eher auf der knackigen Seite liegen – womit Honda alte Tugenden wieder aufgreift.

Bei Mazda breitete man das Kodo-Design in epischer Breite aus: Der neue 3er punktet mit tollen Flächen und eigenständiger Optik und etwas unerwartet feierte noch der CX-30 Premiere – ein SUV, das sich zwischen CX-3 und CX-5 schiebt und künftig ebenfalls mit Skyactive-X-Motoren kommen soll. Elektrifizierung? Erst später!

An Honda schloss sich Mitsubishi an, wo neben dem Outlander PHEV in seiner jüngsten Ausbaustufe die SUV-Studie mit dem ungewöhnlichen Namen „Engelberg Tourer“ für Aufsehen sorgte: Dabei handelt es sich um ein elektrisches SUV das dem Schweizer Skiort Engelberg benannt wurde. Das begründet Mitsubishi mit der Ansage, künftig „mehr“ bieten zu wollen: Mehr SUV, mehr Elektrofahrzeug, mit mehr Technologie und mehr Stil. Zwei E-Maschinen sorgen für elektrischem Allradantrieb und jede Menge Traktion. Das PHEV-System, das vom Outlander stammt und weiterentwickelt wurde, soll eine rein elektrische Reichweite von 70 Kilometer und eine Gesamtreichweite von mehr als 700 Kilometern bieten. Und da die Akkus mittig im Unterboden liegen, soll neben einer ziemlich optimalen Gewichtsverteilung und guter Raumausnutzung auch die Möglichkeit bestehen, drei Sitzreihen einzubauen. Die variable Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse sowie zwischen den Vorderrädern soll zudem für hohe Traktion sorgen, womit der „Engelberg Tourer“ auch ein bisschen den Pajero ersetzen soll und die eher offene Hardcore-Flanke des Nissan-Renault-Verbundes schließen soll.

Womit wir bei Nissan wären, wo man das IMQ-Concept zeigte, mit dem man die Kundschaft langsam auf den Nachfolger von Qashqai und X-Trail vorbereitet. Antriebstechnisch befeuert den IMQ aber kein Stromer: Stattdessen produziert hier ein Benziner produziert den Strom für die E-Maschine. Diese „e-Power“ genannte Hybrid-Technologie erzeugt mit dem 1,5-Liter-Dreizylinderturbo 340 PS und 700 Nm Drehmoment. Auch bei diesem Allrad kann die Kraft zielgenau auf einzelne Räder geleitet werden. Mit knapp 4,6 Metern parkt der IMQ am unteren Ende der Mittelklasse-SUV und soll in erster Linie Technologieträger sein: Das Infotainment spielt die auf der CES präsentierte «Invisible-to-Visible» Technologie (I2V) weiter: Ein 33 Zoll-Bildschirm informiert über den Status des Autos, während ein zweiter Monitor der Navigation dient und wichtige Infos aus der Umgebung weitergibt, Stichwort V2X-Kommunikation. Auch hier soll dem Fahrer optional ein dreidimensionaler Avatar Gesellschaft leisten und Tipps geben.

Fahren wir die Rolltreppe hoch und bestaunen wir Subarus neue E-Boxer: Klar, dass die Japaner auch beim Hybrid dem Boxermotor treu blieben und den jetzt mit einer E-Maschine kombinieren. Wobei man das System – typisch Subaru – bewusst einfach hält: Man hängt nur einen kleinen Akku und eine kleine E-Maschine dazu, so dass man unter günstigen Bedingungen bis 1,8 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Wichtiger ist Subaru die Spritersparnis, die im Stadtverkehr über zehn Prozent betragen soll. Dazu kommt das Viziv Adrenaline Concept, das wiederum etwas weiter in die Zukunft weist und zeigt, wie ein elektrifiziertes Kompakt-SUV aussehen könnte.

Fährt man die Rolltreppe auf der anderen Seite wieder herab, steht man zwischen diversen Toyota- und Lexus-Hybriden. Diese Karte spielt Toyota mal voll aus, wobei der Corolla wie gehabt wieder als Steil-, Stufen- und Kombiheck zu haben ist – auch als höhergelegte Trek-Version. Daneben soll der Camry im E-Klasse (und damit auch bewusst im Taxi-)-Revier wildern. Die Lücke zwischen ihm und dem Corolla, die vorher der Auris füllte, soll jetzt der RAV-4 schließen, zusammen mit dem Lexus UX. Bis man rein elektrisch kommt, geht auch bei Toyota noch einige Zeit ins Land.

Anders bei Kia, wo man mit der Studie „Imagine by Kia“ einmal zeigen wollte, dass auch Stromer hochemotional sein können. Unter der rund 4,6-Meter langen Fingerübung steckt bereits die neue E-Plattform, während die Studie tatsächlich völlig frei verstanden werden soll. Dem Verbot, den größten Screen einzubauen, beugten sich die Designer und packten lauter Mini-Screens ins Auto. Die fast florale Kleinteiligkeit findet sich in den Sitzen und Felgen wieder, die an einen „Whisky-Tumbler“ erinnern sollen. Die Botschaft ist klar: Kia wird mit e-Niro und e-Soul nicht auf die Bremse steigen und sich an den ausverkauften Autos freuen, sondern weiter nachlegen – ab 2020 auch ein Brennstoffzellenmodell.

 
Bei Toyota stand Alles im Zeichen des Corolla - natürlich gern als Hybrid. | Foto: G. Soller
Bei Toyota stand Alles im Zeichen des Corolla - natürlich gern als Hybrid. | Foto: G. Soller
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Neben Kia kam einmal mehr Tata nach Genf: Inder lieben die Schweiz und stellen dort immer aus, auch wenn die Exponate wie H2X, Buzzard oder Altros EV trotz EU-konformer Crashtests und Euro-6-Norm dem Heimatmarkt, sowie einigen asiatischen Rechtslenkermärkten vorbehalten bleiben. Auch Teilmärkte Afrikas sondiere man, die EU und die USA aber weiterhin eher nicht. Anders bei der Mahindra-Tochter Ssangyong, wo man den neuen elektrischen Korando und einen langen Musso-Pickup zeigte.

Und die chinesischen Hersteller? Waren vor allem über Aiways mit dem U5 und Arcfox vertreten, wobei die Ambitionen von Aiways deutlich konkreter sind, zumal man mit Gumpert bereits einen Fuß in der Tür der EU hat. Trotzdem gilt hier nach wie vor: Der Markt wird erstmal sondiert, bevor man exportiert. Und wenn man das tut, dann wahrscheinlich gleich rein elektrisch.

Was bedeutet das?

Die Asiaten ließen sich auch diesmal nicht lumpen: Vor allem die Japaner brachten einen Strauß an Neuheiten und Studien mit, die teils auf konkrete künftige Modelle verweisen. Elektrifizierung? Ist eigentlich immer Thema.

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